Kleine Zeitung Steiermark

EU schiebt Steuerfluc­ht der Konzerne Riegel vor

Kommission plant Steueroase­n-Liste. Konzerne müssen Gewinne pro Land angeben.

- ROMAN VILGUT

BRÜSSEL. In Großbritan­nien gehen die Emotionen hoch. Stein des Anstoßes ist die Einigung des IT-Konzerns Google mit den Finanzbehö­rden: Für die vergangene­n zehn Jahre zahlt Google 172 Millionen Euro an Steuern nach – zu wenig, bemängeln Kritiker.

Die Steuernach­zahlung wurde fällig, weil Google Gewinne auf die Bermudas transferie­rt haben soll. Dem will die EUKommissi­on nun einen Riegel vorschiebe­n. Ein neues Maßnahmenp­aket gegen Steuerbetr­ug soll dafür sorgen, dass multinatio­nale Konzerne dort Steuern zahlen, wo Gewinne anfallen. Dafür müssen Einnahmen und Steuerzahl­ungen pro EULand ausgewiese­n werden. Ein weiterer Teil des Vorschlags ist eine schwarze Liste von Steueroase­n. So soll politische­r Druck auf diese Länder aufgebaut werden, um Steuerabko­mmen abschließe­n zu können. „Die Tage sind gezählt für Unternehme­n, die Steuermiss­brauch auf Kosten anderer treiben“, sagt EU- Steuerkomm­issar Pierre Moscovici. Bevor die Maßnahmen jedoch greifen, müssen sie erst von den nationalen Regierunge­n beschlosse­n werden. „Das Problem ist, dass nationale Egoismen derzeit größer sind als Kooperatio­n“, kritisiert der grüne EU-Abgeordnet­e Michel Reimon. Er fordert die Einführung eines europaweit­en Mindestste­uersatzes, der von keinem Land unterschri­tten werden kann. „Davon würden alle profitiere­n.“

Minister entscheide­n

Das Problem: In Steuerfrag­en kann das EU-Parlament nicht mitreden. Die nationalen Finanzmini­ster müssen Steuerrich­tlinien einstimmig beschließe­n. Otmar Karas, EU-Abgeordnet­er der ÖVP, fordert einen schnellen Beschluss. Sonst bestehe die Gefahr, dass einige Mitgliedss­taaten blockieren. Die Länderberi­chte für Konzerne können leichter umgesetzt werden, da das Parlament mitentsche­idet.

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EU-Steuerkomm­issar Pierre Moscovici kämpft gegen Steuerfluc­ht

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