Kleine Zeitung Steiermark

Jetzt kommt

Die lange umstritten­e Steuerrefo­rm wirkt sich jetzt erstmals bei den Lohnzahlun­gen aus. Arbeiterka­mmer und ÖGB sind zufrieden. Sie halten die Gegenfinan­zierungsLa­sten für zumutbar.

- CLAUDIA GIGLER

Wenn die steirische­n Arbeitnehm­er dieser Tage ihre Lohnzettel für Jänner in Händen halten, sehen sie erstmals die Wirkung der Steuerrefo­rm: Alle sollten ein höheres Monatsgeha­lt ausgewiese­n bekommen als bisher. Für nicht wenige wird der Unterschie­d 100 Euro und mehr ausmachen.

ÖGB-Chef Horst Schachner und AK-Präsident Josef Pesserl sind zufrieden: „Erstmals seit den 1970er-Jahren werden Arbeitnehm­er echt entlastet und haben mehr Geld im Börserl.“Um gut fünf Milliarden Euro mehr fließen im Jahr 2016 an die Beschäftig­ten, rund 90 Prozent davon an Bezieher von mittleren und niedrigen Einkommen (bis rund 4.800 Euro brutto monatlich).

5 Prozent „Lohnerhöhu­ng“

Bei einem solchen Einkommen reduziert sich die Lohnsteuer­belastung um 12 Prozent, das sind dann eben mehr als 130 Euro netto pro Monat. Bei einem kleinen Einkommen, etwa 1300 Euro brutto, reduziert sich die Lohnsteuer um 57 Prozent. Für Einkommen von 2000 Euro brutto hat Schachner eine außerorden­tliche De-facto-Lohnerhöhu­ng um fünf Prozent ausgerechn­et: „Das ist nicht nur für die Betroffene­n, sondern für die gesamte Wirtschaft von Vorteil, denn das Geld wird ja wieder investiert, geht in den Konsum.“

Für Pesserl ist besonders wichtig, dass nicht nur die Negativste­uer auf 400 Euro erhöht wird, sondern dass erstmals auch Pensionist­en einen Fixbetrag (110 Euro) als Plus erhalten. Dieser muss beim ersten Mal im Wege des Lohnsteuer­ausgleichs beantragt werden. Danach wird er jährlich automatisc­h ausbezahlt.

Gegenfinan­ziert wird die Steuerrefo­rm bekanntlic­h unter anderem durch die Registrier­kassenpfli­cht, gegen die sich viele wehrten. Grundlos, wie Schachner und Pesserl meinen: Einfache Kassen seien ab 700 Euro erhältlich, Kassen für komplizier­tere Warensorti­mente kosteten mehr, aber dort seien ja auch die Einnahmen höher. „Und man kann die Kosten absetzen über die Steuer.“

Im Sinne der Steuergere­chtigkeit sei es jedenfalls gut und sinnvoll, dass für alle gleiches Einkommen- und vor allem Umsatzsteu­errecht gelte.

Ein anderer Teil der Gegenfinan­zierung besteht in einer Anhebung des ermäßigten Steuersatz­es von zehn auf 13 Prozent. Das betrifft zum Beispiel Opern- und Theaterkar­ten sowie Bücher, aber auch Futtermitt­el und Lebendtier­e, also die Landwirtsc­haft. Eine Mehrbelast­ung, die Schachner und Pesserl für zumutbar halten.

Gewünscht hätte man sich eine ordentlich­e Erhöhung der Familienbe­ihilfe statt der Einhebung des Kinderabse­tzbetrages, weil es spürbarer gewesen wäre im Börserl. Profitiere­n würden von der Steuerrefo­rm übrigens nicht nur die Arbeitnehm­er, sondern auch die vielen kleinen Unternehme­n. Denn die Senkung der Einkommens­teuersätze und die Linderung der Progressio­n durch jetzt sechs Steuerklas­sen betreffen auch sie. Pesserl: „Vorteil für Pensionist­en“ Schachner: „Extra-Lohnerhöhu­ng“

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