Das Beiwagerl
Hannes Trinkl („Die sind für die Sicherheit der Läufer verantwortlich und nicht für die Show zuständig“) blieb nicht unbeantwortet. Beim Einfahren traf Reichelt auf Waldner, eine Diskussion folgte. Reichelt: „Die zwei machen einen harten Job und ich will nicht mit ihnen tauschen. Es geht nicht um Kritik, sondern darum, dass wir aus Kitzbühel lernen.“
Signalfarbe neu
Die erste Konsequenz war, dass auf der Kreuzeck-Kandahar neue Signalfarben auf dem Schnee aufgetragen wurden: Purpur – die Kardinalsfarbe kam passenderweise im Streckenteil „Hölle“zum Einsatz – und Grün. „Das hat überhaupt nichts gebracht, die Farben hat man zu wenig gese-
Hannes Reichelt
1. Reichelt (AUT) 1:57,06 Min. *; 2. Jansrud (NOR) +0,60 Sek.; 3. Kilde (NOR) +0,67; 4. Moine (FRA) +0,69; 5. Theaux (FRA) +0,99; 6. Sander (GER) und Muzaton (FRA);, je +1,10; 8. Innerhofer (ITA) +1,12; 9. Thomsen (CAN) +1,18; 10. Weibrecht hen. Wir brauchen stärkere Kontraste.“Auch die Veranstalter in Kitzbühel nahm Reichelt in seiner Funktion als Athletensprecher ins Gebet: „Die Streif ist schwer genug, die braucht man nicht noch zu vereisen und künstlich schwieriger zu machen. Ich hoffe, das begreifen endlich auch die Verantwortlichen.“
Rein sportlich beginnt der Abfahrtsweltcup nach dem Aus von Dominator Aksel Lund Svindal (fünf Siege) wieder neu: Sechs Fahrer – Fill, Fayed, Reichelt, (USA) +1,19*. Weiters: 25. Striedinger+ 2,09*; 31. Baumann +2,37; 32. Klaus Kröll +2,38; 37. Berthold +2,62; 43. Walder +3,06; 50. Hemetsberger +3,50 *; 55. Karelly +3,81; 56. Johannes Kröll +3,91; 64. Kriechmayr (alle AUT) +9,52 *.
* = Torfehler Theaux, Jansrud, Janka – sind nur durch 80 Punkte getrennt, fünf Abfahrten stehen noch aus. „Der Gedanke an die Abfahrtskugel ist weit, weit weg, erst geht es einmal um ein gutes Comeback und darum, dass ich mich wieder überwinden kann“, meinte Reichelt, der heute auf ein weiteres Training hofft.
Ein Fahrer hat auch noch über seine Erlebnisse nach dem Kitzbühel-Wochenende gesprochen: Peter Fill. Der Südtiroler Hahnenkammsieger schwärmte auch noch Tage nach seinem Sieg auf der Streif von den Festen, die ihn danach in der Heimat erwartet haben: „Der Empfang in Kastelruth war so gewaltig, das kann nur übertroffen werden, wenn Juventus Turin die Champions League gewinnt.“
Jetzt ist die Regierungsumbildung offiziell: Österreich hat einen neuen Verteidigungsminister. Dass Hans Peter Doskozil auch dem Sport vorsteht, wird meist elegant verschwiegen. Der Sport, das bleibt ein Beiwagerl, mit dem man bei uns nichts anfangen kann; vernachlässigbar.
Logisch: Viel mehr als VIPKarten auf der einen oder anderen Tribüne oder bei der einen oder anderen Großveranstaltung lässt sich mit diesem Ressort nicht erben. Gut, gerade diesen Sommer wäre das wenigstens beneidenswert, wenn es zur Fußball-EM nach Frankreich oder zu Olympia nach Rio de Janeiro gehen könnte.
Dass der Sport weit mehr sein kann als der kleine Ausschnitt der Spitze, der über die TV-Schirme flimmert, das vergessen viele.
Es geht um Infrastruktur, die in Österreich teilweise dringendst erneuert gehört. Es geht darum, Kinder und Jugendliche wieder zu bewegen, auch und vor allem in der Schule. Es geht um die Verankerung von Sport in den Köpfen – zur Gesundheitsprävention, um die Verfettung der Jugend zu stoppen, um das Gesundheitssystem auf Sicht zu entlasten. eil bei all diesen Themen immer viel zu viele mitreden und die Zuständigkeiten viel zu sehr verteilt sind, gibt es wenig zu holen. Und deshalb bleibt der Sport, was er ist: Ein ungeliebtes Beiwagerl – außer es geht ums Feiern von Erfolgen, zu denen man wenig beigetragen hat.
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