VomHotelzumGestapo-Sitz
Der Grazer Kunstverein < rotor > zeigt Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern, die die Geschichte des Wiener Hotels Metropol thematisieren.
<ROTOR>
Auf dem Wiener Morzinplatz wurde zur Weltausstellung 1873 das Hotel Metropol von den Eigentümerfamilien Klein und Feix errichtet. Zu den besten Adressen Wiens zählend, beherbergte das Luxushotel beispielsweise Mark Twain während seines Aufenthalts in den Jahren 1897 bis 1899.
Die Geschichte nahm aber ihren bekannt fürchterlichen Verlauf. Unmittelbar nach dem Anschluss Österreichs im März 1938 enteigneten die Nazis das Hotel und machten es zur GestapoLeitstelle. Täglich wurden Hunderte Menschen zum Verhör in das Haus verbracht, wurden dort misshandelt und gefoltert. Nach schweren Bombentreffern brannte der Bau im März 1945 völlig aus, die Ruine wurde 1948 abgerissen. Seit 1968 steht an diesem Ort der Leopold-Figl-Hof.
Anlässlich der Wiener Festwochen im vergangenen Jahr wurde der Kunstverein < rotor > eingeladen, eine Ausstellung zu Erinnerungskultur und Geschichtspolitik im Bereich des Morzin- und Schwedenplatzes zu gestalten. Die Arbeiten zum Wiener Programm „Into the City“, kuratiert von Birgit Lurz, Wolfgang Schlag, Margarethe Makovec und Anton Lederer, sind nun in zwei aufeinanderfolgenden Ausstellungen in den Räumen des Grazer Kunstvereins < rotor > wieder zu sehen.
Fotos, Zeichnungen, Speisen
Unter dem Titel „Verdrängte Geschichte und kontaminierte Orte“wird in den künstlerischen Beiträgen vor allem die Geschichte des Hotels Metropol thematisiert. In 48 Zeichnungen, angelegt nach historischen Fotografien, behandelt die Ungarin Csaba Nemes den Morzinplatz und die Geschichte des Hotels seit der Errichtung im 19. Jahrhundert bis in die Zeit als Gestapo-Hauptquartier. Eine dokumentarische Installation von Martin Krenn nimmt Bezug auf ein Projekt, in dem Schüler der Gastgewerbefachschule Judenplatz Speisen nach einem Originalmenü des Hotelrestaurants Metropol servierten. Dokumente aus einem Sammelakt des Volksgerichts Wien zeigen Arye Wachsmuth und Sophie Lillie.
1947 wurden rund 1000 Fotos veröffentlicht, die GestapoMitarbeiter zeigten und Aufrufe zur Suche nach diesen Personen in Zeitungen inseriert. Gegen 300 Personen wurde Anklage erhoben. Aufgrund einer Generalamnestie im Jahr 1957 saßen allerdings nur wenige der Verurteilten ihre Haft ab. Verdrängte Geschichte und kontaminierte Orte. Bis 27. Februar. < rotor>, Graz, Volksgartenstraße 6a. www. rotor. mur. at LAMPL: 70 Jahre Frieden haben uns zwar weitergebracht, aber die Probleme bleiben ähnliche. Jetzt müssen wir beweisen, dass wir aus der Geschichte gelernt haben und andere Auswege als zerstörenden Faschismus finden.
Entgegen seinem tragischen Schicksal verblüffen Soyfers versöhnliche Botschaften wie „Das Lied von der Erde“. Was möchten Sie vermitteln? LAMPL: Dass wir eine Chance haben und darüber nachdenken, wie etwa der hohe Entwicklungsgrad der Steiermark auch anderswo hergestellt und stabilisiert werden könnte.
Was sind Ihre weiteren beitspläne? LAMPL: Die SommertheaterUraufführung der „Vitamins of Society“führt ins düstere Mittelalter und in die hellen Höhen der Renaissance. Zuvor helfe ich zwei Monate in Sarajewo mit, die erste bosnische DRaMa SLaM auf die Beine zu stellen.
Ar- „Der Lechner Edi schaut ins Paradies“und „Der Weltuntergang“. Von Jura Soyfer. Premiere: heute, 19.30 Uhr, Greith- Haus, St. Ulrich im Greith, Kopreinigg 90. Karten: Tel. ( 0 34 65) 20200; www. greith- haus. at