Gläserne Arbeitswelt
Günter Eichbergers fabelhaftes Gesellschaftsdrama „Trockenpflanzen“wurde im Grazer TiK uraufgeführt.
GRAZ. Traumhaft Christian Kralls wallendes Wassermannkostüm und das schlangenenge, giftgrüne Nixengewand von Katrin Ebner. Bilderbuchreif „Zwerg“Alexander Kropsch, ein Schrei Alfred Haidacher als oranges Mega-Seepferd. Er zeichnet auch für die Regie und das knallblaue Büroaquarium mit signalroten Wasserpflanzen. Eva Weutz hat originellste Kostüme gezaubert für Günter Eichbergers „Trockenpflanzen“, die der politischphilosophischen Narrengroteske von vermeintlicher Freiheit in einer mächtig hierarchischen Überwachungsgesellschaft karnevalistische Farbe verleihen.
„Die anderen aushorchen“, dann „liquidieren“und „zu den Akten“legen, lautet die Devise in der gläsernen Arbeitswelt, über deren Rand die Menschenfische Nixe Maria und Wassermann Josef nie hinausblickten. Als Lohnsklaven zum Nulltarif treten sie nach unten auf den Zwerg, biegen sich vor der Obrigkeit und halten „das Joch“für des „Menschen Glück“. Ähnlich Platons Höhlengefangenen glauben sie: „Auf dieser Welt ist alles zum Besten bestellt.“
Reich an Metaphern, philosophischen Anlehnungen, doppeldeutigen Wortspielen, Kalenderweisheiten und schrägem Sarkasmus, nimmt das fabelhafte Gesellschaftsdrama von Autor und „Stadtflaneur“Günter Eichberger Unterdrückung und Verdummung ins Visier und lässt mit Neil Youngs „I Wanna Walk Like a Giant on the Land“sehnsuchtsvoll ausklingen. Starker Applaus bei der Uraufführung im Theater im Keller. Alfred Haidacher erscheint als Mega-Seepferd „Trockenpflanzen“. Von Günter Eichberger. 29., 30. 1.; 4. bis 6., 11. bis 13., 17. bis 20. 2.; 3. bis 5. 3., 20 Uhr, Theater im Keller, Münzgrabenstraße 35, Graz. Karten: Tel. ( 0316) 83 45 83. tik- graz. at