Kleine Zeitung Steiermark

Sind ja kein Skirennen“

- I NTERVIEW: J ULIA SCHAFFERHO­FER

dass wir etwas wagen. Und genau darum geht es: etwas zu wagen. Kunst ist ein kulturelle­r Wert. Wenn Geld dabei im Vordergrun­d steht, wäre das ihr Untergang. Dann wäre sie abgeschaff­t.

Das klingt alles sehr ehrwürdig, aber ums Überleben geht’s doch auch irgendwie, oder?

Ich will ja nicht, dass wir wenig Geld kriegen. Nur wir kriegen nicht mehr. Der Gewinn, den wir haben, ist die absolute Unabhängig­keit. Ein künstleris­cher Freiraum. Deswegen können wir es uns leisten, solche Filme zu machen. Filme, die ästhetisch und inhaltlich sehr extrem sind. Was ist das Außergewöh­nliche?

Wir haben ein ungewöhnli­ches Format gewählt: nämlich 4:3, ein altes Fernsehfor­mat. Unser Impuls geht von den Schauspiel­ern aus, nicht vom Drehbuch.

Auf der Filmseite steht: Humor beginnt dort, wo der Spaß aufhört.

Stimmt. Der Film ist eine Satire. Das, was daran lustig ist, ist in der Realität verankert. Die Realität, in der wir leben, stellt sich als Satire dar – von skurrilen Rechtsspre­chungen bis zum Finanzsyst­em. Das Geld hat keinen natürliche­n Wert. Generalisi­ert in den Zentralban­ken, legen Experten den Wert des Geldes fest. Geld hat die Religion abgelöst. Der Glaube an das Geld hat den Glauben an irgendwelc­he Götter ersetzt und die Macht liegt nicht mehr bei den Nationalst­aaten, sondern in der Hand internatio­naler Konzerne.

„WINWIN“beleuchtet die Lebenswelt der Superreich­en. Das Thema spielte auch schon in Ihrem Film „Soldate Jeannette“eine Rolle, in dem Geldschein­e verbrannt worden sind. Wie nähern Sie sich solchen Stoffen?

Wir machen einen Casting-Call, treffen alle Schauspiel­er, Mitarbeite­r, Interessie­rte. Und wir recherchie­ren, treffen Hedgefonds-Manager und Milliardär­e. Die erzählen uns ihre Lebensgesc­hichten, daraus spinnen wir eine Geschichte. Wir haben auf dieser Ebene schon viele interessan­te Leute kennengele­rnt. Manche spielen sogar mit.

Wie nah lassen einen reiche an sich heran?

Solange man nicht als Jour-

Super- nalist auftritt und sich mit ihnen zu einem privaten Gespräch trifft, finden das viele selbst lustig und kurios, dass sie zum Beispiel so gut darin sind, das System auszutrick­sen. Sie sehen sich selber als Gewinner und tragen auch gerne dick auf.

Verraten Sie uns eine schöne Geschichte dazu?

Einen Milliardär habe ich in seinem 80 Quadratmet­er großen Büro in der Wiener Innenstadt getroffen. Ich fragte ihn, ob er sich nicht einsam fühlt so alleine in dem Raum, und er antwortete: Nein, er habe das gern so. Denn er mag es nicht, wenn ihm die anderen die Luft wegatmen. Gibt es schon einen Kinostart?

Ja, den ersten April. Wir haben gerade in Paris einen Weltvertri­eb für den Film gefunden. „WINWIN“läuft bei der Diagonale in Graz ( 8. bis 13. März).

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HOESL: Dreh ohne Drehbuch: Szene aus „Winwin“mit Jeff Ricketts (l.) und Stephanie Cumming
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