Kleine Zeitung Steiermark

Bald geht es an die Reserven

Der Einsatz an der Grenze bringt das Heer personell ans Limit. In den Planungen spielen daher auch Grundwehrd­iener eine Rolle. Sie könnten länger dienen als bisher.

- WILFRIED ROMBOLD

Auf Augenhöhe. Den Ausdruck benutzte der neue Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil gestern mehrmals, als er sich das neue Einreiseze­ntrum in Spielfeld zeigen ließ. Polizei und Heer sollen ohne Vorbehalte auf selber Ebene miteinande­r arbeiten, um den wieder anschwelle­nden Flüchtling­sansturm bewältigen zu können, meinte der ehemalige Landespoli­zeikommand­ant des Burgenland­s.

Und was er noch betonte: „Wir haben ein verwaltung­srechtlich­es Grenzregim­e, kein strafrecht­liches.“Daher müsse im Vorfeld genau abgeklärt werden, welche Mittel Polizisten und Soldaten an vorderster Front anwenden dürfen, sollte die Situation bei einer Grenzschli­eßung eskalieren.

War dieses Szenario bis vor einem Jahr noch undenkbar, so laufen in den Militärstä­ben längst die Planungen für den Fall des „Dichtmache­ns“. Die damit verbundene Überwachun­g der Südgrenze, womöglich auch in Kärnten und Tirol, würde das Bundesheer aber vor

s“HSapnsiePl­efteerldDo. kozil, enorme Personalpr­oblemen stellen. Derzeit wird der Assistenze­insatz nur mit dem Kader bestritten, vereinzelt ergänzt durch Miliz. Der beschlosse­ne Rahmen von 2200 Soldaten im Grenzeinsa­tz wurde bisher zwar erst zur Hälfte ausgereizt, würde im Ernstfall aber nicht ausreichen. Interne Planungen zeigen: Die Durchhalte­fähigkeit unter Ausnutzung der präsenten Kräfte wäre nach vier bis sechs Wochen erschöpft.

Minister

Denkbare Variante

Dass Doskozil unter diesem Aspekt den Aufschubpr­äsenzdiens­t ins Spiel brachte, sehen Beobachter nicht bloß als Testballon. Per Verfügung könnte der Minister bestimmte Einrückung­stermine an Grundwehrd­ienern länger als sechs Monate behalten (siehe Infokasten). Damit stünde dem Heer eine stattliche Summe ausgebilde­ter Soldaten zur Verfügung.

Überhaupt weicht der neue Minister von der Linie seines Vorgängers ab. Gerald Klug hatte noch strikt abgelehnt, Rekruten an die Grenze zu schicken. Doskozil hingegen sagt: „Das ist eine Variante, die ich mir vorstellen kann. Aber nicht in den Hotspots, wie hier in Spielfeld. Wenn es um die Überwachun­g der Grünen Grenze geht, schon. Im Burgenland hat das ja auch jahrelang funktionie­rt“.

Ähnlich argumentie­rt Generalsta­bschef Othmar Commenda. Mit dem neuen Grenzmanag­ement sei die Lage eine andere als noch im Oktober. „Aber solange wir sie nicht wirklich brauchen, werden wir keine Grundwehrd­iener einsetzen“, betont der General.

Wohl aber gibt es bereits Rekruten, die direkt im Anschluss an ihre sechsmonat­ige Ausbildung in einen „Einsatzprä­senzdienst“wechseln. So hat das Jägerbatai­llon 18 gezielt unter seinen Eingerückt­en, darunter viele Schüler, für diese lukrative Verdienstm­öglichkeit gewor-

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Antrittsbe­such: Minister Doskozil mit der steirische­n Polizeispi­tze in Spielfeld

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