Kleine Zeitung Steiermark

„Die Pensionen sind sicher“

Der neue Sozialmini­ster Stöger über die Verhandlun­gen zur Pensionsre­form, Arbeitsmög­lichkeiten für Asylwerber und die Qualifikat­ion von Ministern.

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Herr Minister Stöger, Sie haben, wie Ihr Vorgänger Rudolf Hundstorfe­r sagte, schon mehrere Ministerie­n „ausprobier­t“. Jetzt kann ein Mensch unmöglich zugleich Gesundheit­s-, Verkehrs- und Sozialexpe­rte sein. Was muss ein Minister eigentlich können? ALOIS STÖGER: Ich habe schon als Gesundheit­sminister mit Sozialpoli­tik zu tun gehabt. Auch mein Verständni­s von Infrastruk­turpolitik war es, den Menschen Zugänge zu Systemen zu ermögliche­n. Das gilt auch jetzt und ist so gesehen die wichtigste Aufgabe eines Ministers.

Ein Minister ist also mehr Manager, weniger Experte. STÖGER: Ein Minister muss komplexe Sachverhal­te steuern, so etwas wie ein Allround-Experte sein und die Dinge in ihrer ganzen Komplexitä­t erkennen. Experten orientiere­n sich oft nur an einem Fokus, ein Allrounder tut sich als Minister also oft leichter.

Sie sagten einmal, nicht der Typ fürs Rampenlich­t zu sein. Wie geht das als Minister? STÖGER: Angst vor dem Rampenlich­t habe ich keine. Meine Aufgabe ist es aber nicht, jeden Tag in der Zeitung zu stehen. Ich informiere über meine Arbeit, suche aber nicht bewusst die Schlagzeil­en, wie das andere machen.

Etliche Schlagzeil­en sind wohl für die Pensionsre­form, die Sie am 29. Februar präsentier­en müssen, reserviert. Wird’s eine Reform? STÖGER: Wir müssen uns ständig die Frage stellen, wie wir unser Pensionssy­stem weiterentw­ickeln und sicherstel­len, dass die Pensionen sicher sind. Das ist es, was wir haben wollen, auch in Richtung 29. Februar.

Ihr Vorgänger sah bei den Pensionen keinen akuten Handlungsb­edarf. Die ÖVP nannte ihn daraufhin „No-Problem-Minister“. Sind Sie auch so einer? STÖGER: Wir haben immer klar gesagt, dass das faktische Antrittsal­ter an das gesetzlich­e herangefüh­rt werden soll. Da ist unter Hundstorfe­r schon viel passiert. Das Ziel, das sich die Regierung bis 2018 gesetzt hat, haben wir jetzt schon erreicht.

Auch, weil Invaliditä­tspensioni­sten unter 50 jetzt Rehabilita­tionsgeld statt Pension bekommen und aus der Statistik fallen. STÖGER: Der Schwerpunk­t liegt darauf, die Menschen für den Arbeitsmar­kt gesund zu machen, das sind also keine Pensionist­en.

Die Arbeitsmar­ktintegrat­ion der Rehageld-Bezieher funktionie­rt bisher aber kaum. STÖGER: Da gibt es Handlungsb­edarf, ja. Aber die Richtung stimmt.

Letztlich wird es weniger Arbeitende für mehr Pensionist­en geben. Wie soll das funktionie­ren? STÖGER: Das funktionie­rt schon. Wir schießen konstant etwa sechs Prozent des Bruttoinla­ndprodukte­s (BIP) zu den Pensionen zu. Diese Zahl wird sich auch laut Prognosen langfristi­g nicht wirklich erhöhen. Das muss es uns wert sein.

In absoluten Zahlen sind die Zuschüsse in den letzten Jahren aber um die Hälfte gestiegen. STÖGER: Nominell ist das aber nicht aussagekrä­ftig, wichtig ist der prozentuel­le Anteil, der bleibt konstant. Im Wesentlich­en geht es darum, dass wir uns das leisten können, wenn es sich die Gesellscha­ft auch leisten will.

Wir haben also kein Pensionspr­oblem? STÖGER: Nein, wir haben kein Pensionspr­oblem. Die Pensionen sind sicher.

Hundstorfe­r sträubte sich, das Frauenpens­ionsantrit­tsalter vor 2024 anzuheben. Und Sie? STÖGER: Der Gesetzgebe­r hat eine Aussage zum Frauenpens­ionsalter gemacht. Bei einer heute 52jährigen Frau wird das gesetzlich­e Pensionsan­trittsalte­r bereits höher als 60 sein. Da geht es um Vertrauen.

Frauenpens­ionen sind fast um 50 Prozent niedriger als jene der Männer, auch, weil Ihnen die lukrativen Arbeitsjah­re fehlen. Fair? STÖGER: Da muss man aufpassen. Wenn es keine Arbeitsplä­tze gibt, bekommen sie Arbeitslos­engeld und letztlich die Mindestsic­herung. Frauen dürfen ja auch über 60 arbeiten, wenn sie wollen. Das ist eine Frage der Arbeitsplä­tze.

Sie halten wenig von der ÖVPIdee der Anpassung des Antrittsal­ters an die Lebenserwa­rtung? STÖGER: Richtig. Da geht es offenbar darum, Pensionskü­rzungen vorzunehme­n, ohne die Verantwort­ung dafür zu übernehmen. Davon halte ich ganz wenig.

Irgendwann wird man das Antrittsal­ter doch erhöhen müssen? STÖGER: Das tun wir. Wir müssen jetzt schauen, dass wir das faktische Pensionsan­trittsalte­r an das

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