Kein Französisch mehr als Diplomat
Kurz öffnet den Diplomatenberuf für alle Akademiker. Französisch nicht mehr Pflicht.
Vorgehensweise sei immerhin im Einklang mit dem Wunsch der europäischen Partner, die Flüchtlinge abzuhalten. Allerdings hat die EU-Kommission Sofia im April 2014 für systemische Mängel des Asylverfahrens und der Aufnahmebedingungen gerügt.
„Bulgarien hat auf internationale Kritik reagiert und spezielle Räume für alleinerziehende Mütter, unbegleitete Minderjährige und Menschen mit speziellen Bedürfnissen eingerichtet“, sagt Dimitar Zahariev. Er ist Leiter eines Flüchtlingsheims in Banja, einer Roma-Stadt im Landesinneren. Bei kritischen Fragen zuckt er zusammen, will von Zeit zu Zeit nur widerwillig antworten. Das Thema Asyl in Bulgarien ist ein schwieriges. Auch Sevdalina Gradeva, eine Flüchtlingshelferin an der Grenze, sagt, dass der Zaun eine gute Sache sei, weil er gebraucht werde. Wenn allerdings jemand kommt, dann hilft man, Auch Eli Said ist angekommen. Der Syrer ist Friseur, die werden immer gebraucht. Said arbeitet bereits, finanzielle Unterstützung gebe es ohnehin nicht. Von Misshandlungen habe er gehört, sei aber verschont geblieben. „Wenn die Bulgarien dich mögen, dann behandeln sie dich gut.“Er wolle bleiben. Das mögen Bulgaren offensichtlich. Jedenfalls hört man das von Flüchtlingen häufiger. Jene, die nur durchziehen, mochte man nicht. Und das bekamen sie offenbar auch zu spüren. WIEN. Sebastian Kurz hat im eigenen Haus eine Revolution angestoßen, die dem einen oder anderen Attaché sauer aufstoßen dürfte: Der Außenminister will den ehrwürdigen Diplomatenberuf für alle Akademiker öffnen. Bisher blieb der Zugang zu dem exklusiven Zirkel nur Juristen, Politik- und Wirtschaftswissenschaftlern sowie Absolventen der international renommierten, sündteuren Diplomatischen Akademie vorbehalten. In der ältesten noch bestehenden Diplomatenschmiede der Welt kostet ein Studienjahr rund 12.000 Euro. Nichtjuristen mussten zunächst die prestigeträchtige Akademie absolvieren, ehe sie im Außenamt anklopfen konnten.
Dass Orientalisten, Sinologen, Klimatologen, also Experten, die eine fachliche Intimität zum Nahen Ostern aufweisen, Chinesisch sprechen oder sich beim Klimaschutz auskennen, beim Zugang zum Diplomatenberuf benachteiligt sind, entspricht kaum noch den Anforderungen einer modernen Diplomatie. „Wir wollen, dass der Diplomatenberuf stärker als bisher die gesellschaftlichen Realitäten widerspiegelt“, heißt es im Außenamt. So wichtig völkerrechtliche Grundkenntnisse auch sein mögen: Vielleicht ließe sich der eine oder andere Krisenherd mit historischem Sachverständnis leichter befrieden.
Konkret soll das mehrstufige, strenge Aufnahmeverfahren (Préalable) ab Herbst für alle Akademiker geöffnet werden. Im Zuge einer Dienstrechtsreform soll die von der strategischen Stabsstelle ausgearbeitete Reform umgesetzt werden. „Das ist keine Lockerung, sondern eine Öffnung“, erklärt Kurz der Kleinen Zeitung. „Mir ist es wichtig, dass das Haus eine inhaltliche Breite bekommt.“
Die Öffnung ist nur ein Teil der Reform. Derzeit müssen angehende Diplomaten ausgezeichnete Englisch- und Französischkenntnisse vorweisen. Das hat in der Vergangenheit dazu geführt, dass an manchen österreichischen Botschaften in den Sprachen Shakespeares oder Voltaires parliert werden konnte, aber niemand sich mit den Einheimischen in deren Sprache verständigen konnte. Nun wurde Französisch als Pflichtsprache gestrichen. Neben Englisch müssen die Kandidaten künftig eine der fünf anderen UN-Sprachen (Russisch, Arabisch, Chinesisch, Spanisch, Französisch) können. „Keine Lockerung, sondern Öffnung“: Kurz