Kleine Zeitung Steiermark

Das „Mindeste“und das Sinnvolle in der Politik

Mit den Wölfen zu heulen, ist noch keine Lösung.

- CLAUDIA GIGLER

Es gibt viele Gründe, die Mindestsic­herung unter die Lupe zu nehmen: Sie wurde vor fünf Jahren eingeführt, und es wurde noch nie evaluiert, ob die Wirkung den Erwartunge­n entspricht und die Kosten rechtferti­gt. Die Regelungen sind länderweis­e unterschie­dlich, was ungerecht ist und eine Wanderung auslöste: In Wien gibt es keine Wartezeite­n, in anderen Ländern schon, daher zieht jeder zweite Asylwerber, sobald er anerkannt ist, nach Wien.

Die Systeme greifen noch nicht gut genug ineinander: Ziel der Abschaffun­g der Sozialhilf­e und der Einführung der Mindestsic­herung war die Koppelung an die Pflicht, eine Arbeit anzunehmen. Faktum ist, dass zuweilen durch die Weigerung zu arbeiten das Arbeitslos­engeld gekürzt, diese Kürzung aber durch die Mindestsic­herung wieder ausgeglich­en wurde, weil die AMS-Daten nicht mit den Daten der Sozialabte­ilungen vernetzt wurden.

Das Arbeiten muss sich lohnen, und es kann nicht sein, dass die Mindestsic­herung im Einzelfall durch zusätzlich­e Kinderbeih­ilfen etc. höher ist als das Erwerbsein­kommen eines Jungakadem­ikers mit 2000 Euro brutto, wie es im Einzelfall den Anschein hat.

Und schließlic­h erscheint Österreich Flüchtling­en als Zielland sehr attraktiv, weil astronomis­ch erscheinen­de Geldbeträg­e winken – wie viel das Leben bei uns kostet, wissen sie beim Aufbruch nicht.

Aus all diesen Gründen wird schon länger darüber nachgedach­t, die Mindestsic­herung zu reformiere­n. Sozialmini­ster und Länderrefe­renten sitzen an einem Tisch. Falsch wäre es anzunehmen, mit der bloßen Kürzung der Ansprüche von Ausländern wäre es getan und dem Bedürfnis, „unser Geld für un- sere Leut’“auszugeben, Rechnung getragen.

„ kriegt nämlich nur jemand, der nicht arbeitet und trotzdem bei uns lebt. Anzunehmen, man könnte Menschen ohne Job weniger Geld geben, als sie zum Leben brauchen, ist kurzsichti­g. Eine „Wartezeit“wird von manchen in Betracht gezogen, um Asylwerber zunächst vom Bezug auszuschli­eßen und Österreich damit weniger attraktiv zu machen. Dass Familien unter der Brücke schlafen und verhungern oder sich das Leben über den Drogenhand­el finanziere­n, strebt aber hoffentlic­h auch niemand ernsthaft an. indestsich­erung als Bereitstel­lung von Wohnraum und Nahrung wird es also weiter geben müssen, und zwar für alle. Und sei es als Sachleistu­ng, nicht als Geldbetrag. Da sollte man nicht mit den Wölfen heulen und einem emotionali­sierten Publikum Sand in die Augen streuen.

MSie erreichen die Autorin unter

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria