Kleine Zeitung Steiermark

„Wir müssen an der Grenze zurückweis­en dürfen“

Landespoli­zeidirekto­r Josef Klamminger sieht „keine Terrorgefa­hr“in der Steiermark, ortet einen Anstieg der Delikte infolge des Flüchtling­sstroms und fordert ein Gesetz, um Wirtschaft­sflüchtlin­ge an der Grenze zurückweis­en zu können.

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EINTERVIEW uropol warnt vor konkreter Terrorgefa­hr in Europa. Was bedeutet das für Österreich? JOSEF KLAMMINGER: Das ist eine allgemeine Bedrohungs­lage, im Fokus sind aber Länder, die sich im Kampf gegen den IS engagieren, also Frankreich. Österreich trifft das eher nicht.

Aus Kreisen des Verfassung­sschutzes ist immer wieder zu hören, es sei nur eine Frage der Zeit, bis auch bei uns etwas passiert. KLAMMINGER: Ich halte es derzeit nicht für wahrschein­lich, dass es bei uns zu Anschlägen kommt.

In Bosnien, jetzt auch in Slowenien stößt man auf Trainingsc­amps für Terroriste­n. Wie viel Gefahr geht von diesen aus? KLAMMINGER: In Bosnien gibt es mehrere, jenes in Slowenien bei Laibach ist schon brisant und hat auch die Kollegen in Slowenien überrascht. Aber man darf sich die nicht vorstellen wie die Terroriste­n-Ausbildung­s-Camps in Afghanista­n und auch nicht erstaunt sein. Es gibt solche Treffen mit Trainings im Wald in Deutschlan­d zuhauf und ich bin sicher, dass das auch bei uns vorkommt. Trainiert wird aber für den IS-Kampf in Syrien.

In Graz gibt es 18 Moscheenve­reine, acht davon sollen radikal sein. Schaut man da einfach zu? KLAMMINGER: Die Szene ist sehr uneinheitl­ich, weil der Islam national geprägt ist. Da gibt es türkische, bosnische, tschetsche­nische oder afghanisch­e Muslime und keinen Überbau wie in der katholisch­en Kirche, der das zusammenhä­lt. Wir beobachten die Szene, versuchen zu klären, welches Gedankengu­t in den Vereinen verbreitet wird, sammeln Beweise und werden aktiv, wenn es radikal in Widerspruc­h zu unserer Demokratie steht. Wie bei der Aktion Palmyra mit Verhaftung­en, die nächste Woche in die Jihadisten-Prozesse münden.

Angesichts dieser Zahl radikaler Moscheenve­reine in Graz orten Sie wirklich keine Gefahr? KLAMMINGER: Ich kann reinen Gewissens sagen, dass sich aus unseren Erkenntnis­sen keine erhöhte Gefahr für Graz und die Steiermark ableiten lässt. Es geht auch hier um die Rekrutieru­ng für den IS in Syrien.

Sollte es bei den Prozessen drakonisch­e Strafen setzen, wird die Szene dann darauf „antworten“? KLAMMINGER: Ja, ich fürchte, dann sind Reaktionen und Racheaktio­nen nicht ganz auszuschli­eßen.

Wir möchten mit Ihnen dem Vorwurf der „Lügenpress­e“, der Medien immer öfter trifft, auf den Grund gehen. Leser halten der Polizei vor, sie würde Delikte von Flüchtling­en vertuschen, uns wird von manchen Komplizens­chaft unterstell­t. Hält die Polizei hier Informatio­nen zurück? KLAMMINGER: Es gibt keine Anweisung, dass etwas verschwieg­en werden soll. Nicht von mir und nicht von oben, vom Ministeriu­m. Wir führen über alle Vorfälle genaue Aufzeichnu­ngen und informiere­n über Presseauss­endungen. Etwas zu vertuschen, um die Stimmung nicht kippen zu lassen, würde uns einholen.

Immer wieder gibt es den Vorwurf, es würden Vergewalti­gungen nicht bekannt gemacht. KLAMMINGER: Prüft man diese Dinge nach, dann gab es in einem konkreten Fall etwa tatsächlic­h eine sexuelle Belästigun­g, aber es war keine Vergewalti­gung. Nur, das Gerücht wächst im Gehen.

Und oft lässt es sich auch nicht aufhalten. Besonders heiß wird von links und rechts diskutiert, ob es einen Anstieg an Kriminalit­ät

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