Ein Zusammenstoß der Kulturen
Der Politologe und Islamkritiker Hamed Abdel-Samad und der Filmemacher Hans Rath diskutieren in einem Mailwechsel über die Probleme, die durch islamische Flüchtlinge entstehen.
Schon das Titelblatt des kleinen Taschenbuchs ist eine Provokation und auch eine Anspielung zugleich. Das Brandenburger Tor in Berlin ist in einem muslimischen Halbmond eingebettet. Schrift und Bild in Schwarz und Weiß gehalten. Wer allerdings einen Mailwechsel zwischen dem Muslim Hamed Abdel-Samad und dem Katholiken Hans Rath unter dem plakativen Titel „Ein Araber und ein Deutscher müssen reden“in klas- sischem Schwarz-Weiß-Denken über den Clash von islamischen Flüchtlingen mit der Gesellschaft Mitteleuropas erwartet, wird schnell in einen verblüffenden Schlagabtausch gezogen.
Der islamkritische Politikwissenschaftler Hamed Abdel-Samad legt in gewohnt provokanten Thesen vor, hält dabei aber der „Leitkultur“des „Biodeutschen“Hans Rath auch einen verstörenden Spiegel vor. Es ist allerdings der Freundschaft der beiden Schriftsteller zu verdanken, dass der elektronische Briefwechsel über die Prima Causa des vergangenen Jahres nicht nur eine wilde Schlacht von altbekannten Argumenten ist, sondern humorvoll und unterhaltsam daherkommt. So stellt der Deutschägypter Abdel-Samad, der in der Wochenendausgabe der „Süddeutschen Zeitung“einen „Islam light“gefordert hat, für sich fest: „Ob ich wirklich Deutscher werden will?“Er komme so viel besser zurecht. „Ich bin Exot, wenn ich will, Berliner, wenn ich muss, und wenn mir alles zu viel wird, fliege ich in die USA.“Er könne in diesem Sinne „nur deutsch light sein, ohne Angst vor Unterwanderung, ohne Last der Geschichte und vor allem ohne Pünktlichkeit.“Abdel-Samad kehrt auch in diesem Buch zu seiner fundamentalen Mohammed-Kritik zurück, für die er schon oft angefeindet wurde. Auch diesmal spricht er wieder von der Vermischung von Prophet mit Staatsmann und Kriegsherr als einem „Geburtsfehler des Islam“. Ohne aber nicht auch das schwierige Verhältnis von Kirche und Staat speziell in Deutschland zu thematisieren. Es ist ein spannender Dialog über die Kernprobleme der Flüchtlingskrise, der durch die Form des persönlichen Mailwechsels eine sehr direkte Teilnahme des Lesers an den Gedankengängen beider ermöglicht.