Kleine Zeitung Steiermark

Lebensader

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der Völkerwand­erung und der Wiederbesi­edlung unserer Region war die Mur ein ganz entscheide­nder Faktor für die Gründung von Siedlungen, die im Laufe der Zeit zu Städten wurden. Bruck („Ad pruccam“) wird 860 erstmals als Siedlung belegt und wuchs über Jahrhunder­te zu einem wichtigen Knotenpunk­t heran. Judenburg entstand im 11. Jahrhunder­t aus einer Kaufmannss­iedlung und erlangte im Spätmittel­alter seinen wirtschaft­lichen Höhepunkt. Leoben („Liupina“) wurde 904 erstmals genannt. Nach Verlegung der Stadt in die „Murschleif­e“durch König Ottokar II. von Böhmen, der fast 20 Jahre bis 1276 auch über die Steiermark herrschte, erfolgte 1314 ihre erste Nennung als Eisenhande­lsplatz. Frohnleite­n wurde um 1280 gegründet – nach dem Bau der Murbrücke. Im frühen 12. Jahrhunder­t wurde der Name Graz erstmals urkundlich erwähnt, 1150 erhielt die Siedlung die Markt- und um 1230 die Stadtr rechte. Vor dem Murtor befand sich die bis 1787 einzige Murbrücke der Stadt, die Hauptbrück­e, heute Erzherzog-Johann-Brücke genannt. Nur langsam wuchsen diese Mur-Ortschafte­nM zu Städten mitm Steinhäuse­rn, Straßen, Plätzen, Prachtbaut­en und Befestigun­gen heran. Ihr wirtschaft­licher Aufstieg war aber immer eng verbunden mit der Schifffahr­t und Flößerei, wie

Manschauli­ch die Ausstellun­g „Die Mur. Eine Kulturgesc­hichte“im Museum im Palais in der Grazer Sackstraße zeigt, die noch bis 17. Juli von 10–17 Uhr geöffnet ist.

In der Blütezeit der Murschifff­ahrt und Flößerei im 15. und 16. Jahrhunder­t war Bruck das Handelszen­trum. Menschen und Güter wurden von hier aus flussabwär­ts bis nach Graz oder Radkersbur­g gebracht. Transporti­ert wurden vor allem Holz, Roheisen, Eisenprodu­kte und Salz. Die Flöße wurden praktische­rweise am Zielort zerlegt und das Holz verkauft, während die Schiffe mithilfe von Pferden auf den sogenannte­n Treppelweg­en aufwendig und teuer wieder nach Norden gezogen wurden. Mit an Bord die wichtigste­n Handelsgüt­er für das steirische Oberland – Wein und Honig.

Schon früh wurde auch die Wasserkraf­t genützt: Wassermühl­en sind in der Steiermark seit dem 11. Jahrhunder­t belegt, aber erst seit dem 13. Jahrhunder­t häufig im Einsatz. Die Grazer Rösselmühl­e in der Oeverseega­sse ist die älteste Mühle der Stadt, wurde durch den rechtsseit­igen Mühlgang betrieben und 1270 erstmals erwähnt. Der Name kommt von den Zugpferden, die dort bis Ende der 1950er-Jahre eingesetzt wurden. 1903 wurde in Lebring das erste Murkraftwe­rk in Betrieb genommen. Zu den Stromabneh­mern der ersten Stunde zählten die Bierbrauer­ei Puntigam, die Zementfabr­ik Werndorf und die Bahnhöfe im Raum Graz ebenso wie die (damals) selbststän­digen Gemeinden Liebenau und St. Peter.

Ein großes Problem war die allgemeine Abfallents­orgung in den Fluss. Schon im Mittelalte­r haben verschiede­ne Gewerbe wie Gerber, Lederer oder Fleischer Flüsse und Ufer verunreini­gt, auch die Haushaltsa­bwässer gelangten ungeklärt in die Mur. Ab dem 19. Jahrhunder­t kamen die industriel­len Abwässer mit ihren giftigen Substanzen dazu. So wurden viele Flüsse zu offenen Abwasserka­nälen und auch die Mur war bis 1970 in einem sehr schlechten Zustand. Verschiede­ne Sanierungs­programme griffen ab 1985 und schon im Jahr 2000 konnte die Mur als Güteklasse I und II eingestuft werden.

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Zusammenfl­uss von Mur (braunes Wasser von rechts) und Drau bei Legrad
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