„Überfluß, der nie überflüssig sein kann“
Der Kärntner Autor Gert Jonke wäre morgen 70 Jahre alt geworden. Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek verfasste aus diesem Anlass eine poetische Liebeserklärung an ihren Freund und Dichterkollegen.
WÜRDIGUNG ger sehe ich an den Orten sich abspielen, wo er einmal gespielt worden ist. Vielleicht haben die Bühnen Angst vor diesem Überfluß, der aber nie überflüssig sein kann. Er wird im Gegenteil immer mehr, tritt immer häufiger über die Ufer, je öfter man Jonkes Dichtungen liest. Aber sie bleiben dann sozusagen in einem drinnen, sie werden nicht herausgelassen, sie dürfen nicht mehr auf die Bühne. Sie sind draußen, werden aber nicht rausgelassen. Wenn ein Kleidersaum zu kurz ist, hat man ihn früher rausgelassen, ausgelassen. Heute macht das keiner mehr, weil alle immer was Neues wollen, vor allem die Theater. Aber etwas Neueres als Gert Jonkes Dichtungen gibt es nicht, und sie sind offenbar nicht mehr erhältlich, weil wir sie schon erhalten haben. Er hat sie auf seinem Weg in all seiner Großzügigkeit ausgestreut, aber diese Züge scheinen nicht mehr zu fahren, ich sehe sie nirgends auf dem Fahrplan. Dabei könnten sie uns einheizen, etwas zischt, ein ferner Klang ertönt, und los geht’s. Es könnte losgehen, doch der Heizer schläft, und nur die Anheizer, die vor der eigentlichen Show auftreten, sind noch da. Danach folgt nichts. Aber folgsam war der Gert Jonke ja nie. Wer weiß, was kommt? Es würde schon genügen, wenn das, was da ist, im Kommen wäre, dann könnten wir vielleicht wenigstens ein kleines Stück (oder mit einem kleinen Stück) nachkommen. Elfriede e Jelinek, wie Gert rt Jonke 1946 geboren, n, verweist in diesem Beitrag auf ihren Text ext „ Allzu schneller er Rücklauf“, der in Jonkes onkes Todesjahr 2009 inn der Grazer Literaturzeitschrift urzeitschrift „manuskripkripte“erschiechie- nen ist. Ö1, 19.05 Uhr. Morgen feiert Elisabeth Orth ihren 80. Geburtstag. Mit Johannes Kaup spricht die große Bühnenschauspielerin heute in der Sendung „ Motive“über Glauben und Zweifeln.