Kleine Zeitung Steiermark

Fast wie im richtigen Leben

Die alte Löwinger Bühne ist plötzlich wieder im Gespräch, weil es eine neue gibt. Erinnerung­en an das samstäglic­he TV-Volkstheat­er von anno dazumal.

- BERND MELICHAR

Wir Kinder und Jugendlich­e haben damals ja nicht viel gehabt, television­är gesehen. Flipper flutschte niedlich durchs Meer, der liebe Onkel Bill ordinierte im fernen New York; aber am Samstagabe­nd, wenn wir üblicherwe­ise in unsere damals naturgemäß nicht digitalisi­erten Zimmer verbannt wurden, durften wir ausnahmswe­ise „aufbleiben“und uns gemeinsam mit den Altervorde­ren vor dem TV-Gerät aufpflanze­n.

Denn, wir schreiben die Mitte der 70er-Jahre, wenn die „Löwinger Bühne“über den Bildschirm lief, bestand keine Gefahr für das kindliche Seelenheil. Da wurde familien- und altersüber­greifend gelacht und gekudert, da zog die Volksbühne ins Wohnzimmer ein, da ging es mitunter zwar etwas derb und einfach zu, aber nicht so zotig, dass wir Kinder uns wieder müssen.

Viel später dann, als erwachsene­r Mensch, las ich, dass die Löwinger Bühne das Burgtheate­r für den kleinen Mann gewesen sei. Auf diese Idee wäre ich damals nicht gekommen. Denn damals kannte ich weder das Burgtheate­r noch den kleinen Mann; aber den kleinen Humor, den lernte ich kennen. Gut sogar.

Die Figuren dieser Familienau­fstellung waren grob geschnitzt und blieben vielleicht gerade deshalb so gut in Erinnerung. Da wurde nicht die feine Klinge geschwunge­n, da donnerte der Holzhammer auf die Bühnen- bzw. Fernsehbre­tter. Die Handlung war leicht verständli­ch: Menschen trafen sich, Menschen liebten sich, Menschen stritten sich, großes Chaos, große Verwechslu­ngen, große Versöhnung. Das war lieb und gut, eben deshalb, weil es immer lieb

hätten

verzupfen- und gut ausging. Angesiedel­t waren diese Szenen in einem volkstümli­chen Setting. „Bauernmili­eu“, hat die Mama hinter vorgehalte­ner Hand geraunt; aber das durfte der Papa nicht hören, weil der entstammte schließlic­h aus einer Bauernfami­lie.

Nachhaltig in Erinnerung geblieben ist mir vor allem der Paul Löwinger, der Kapo der Lachkrache­r. Das war dieser etwas dämlich dreinblick­ende Scherzkeks, der sich seine Hose immer bis zum Bauchnabel hochgezoge­n hat. Und die Hilde Rom. Das war dieses mächtige blonde Mannweib, das immer die Rolle des mächtigen blonden Mannweibes gab. Die Sissy Löwinger hingegen, die spielte stets die etwas versnobte Schwiegert­ochter, später durfte ihr (echter) Ehemann Peter Rapp auch auf die Bühne, aber der ging dann im echten Leben lieber ins Casino, aber das ist eine ganz andere Geschichte.

Diese hier endet damit, dass ei-

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Hilde Rom und Paul Löwinger – zwei Ikonen der Löwinger Bühne, die jetzt eine

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