Kleine Zeitung Steiermark

Bürgerprot­est und Geldnot

Schleppend­e Errichtung der von der EU geforderte­n Hotspots.

- FERRY BATZOGLOU, ATHEN

ATHEN. Fünf „Hotspots“hat die EU von Griechenla­nd gefordert, Registrier­ungszentre­n für Flüchtling­e und Migranten, die auf der Hauptroute vom türkischen Festland die griechisch­en Inseln in der Ostägäis erreichen. Deren anvisierte Kapazität: rund 12.500 Plätze. Der größte Hotspot im Ort Moria im Norden von Lesbos ist schon fertig. Chios meldete auch die Fertigstel­lung. Die Bauarbeite­n auf Samos und Leros kommen gut voran, nur der geplante Hotspot auf Kos ist stark im Verzug.

Der Grund: massive Bürgerprot­este. Befürchtet wird ein Einbruch des Tourismus, im Gegensatz zu anderen Inseln die praktisch einzige Einnahmequ­elle auf Kos. Der Stadtrat beschloss die Durchführu­ng eines Referendum­s zum Hotspot. Am heutigen Dienstag soll beschlosse­n werden, wann der Volksentsc­heid stattfinde­t.

In den Hotspots sollen die Flüchtling­e und Migranten höchstens 72 Stunden bleiben, verspricht die Athener Regierung. Dann geht es weiter aufs Festland. Dort laufen die Arbeiten zum Aus- und Neubau von insgesamt sieben „Vorabreise­Zentren“auf Hochtouren. Ge- plante Aufnahmeka­pazität: insgesamt 17.628 Menschen. In Idomeni, dem Nadelöhr nach Norden auf der berühmten Balkanrout­e, wird das bestehende Aufnahmela­ger von jetzt 1600 auf künftig 2800 Plätze aufgestock­t. Ferner werden die Kapazitäte­n in den neuen Vorabreise-Zentren in Schisto bei Athen und Sindos bei Thessaloni­ki von anfangs zusammen 3000 auf stufenweis­e insgesamt 8000 Plätze erhöht. Die übrigen knapp 7000 Plätze verteilen sich auf bestehende Vorabreise­Zentren in Athen, Korinth und dem Ort Paranesti an der Grenze zu Bulgarien. Hellas steht vor einer zusätzlich­en Herkulesau­fgabe. Erste Schätzunge­n der Kosten von 600 Millionen Euro allein für dieses Jahr für Seenotrett­ung und vor allem für die Errichtung und den Betrieb der Hotspots gelten als überholt. Der Geldbedarf betrage laut Migrations­minister Jannis Mouzalas über eine Milliarde Euro (nur für 2016). „Das Geld, das wir von der EU bis dato genehmigt haben, reicht nur dafür, die Hotspots sechs, sieben Monate zu betreiben“, sagt Mouzalas.

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