Wie schaffen wir den Aufbruch?
Zu unserer Beilage, in der wir die Forderungen von 66 Persönlichkeiten an die Politik abdruckten, schrieben Leser uns ihre eigenen Ideen, wie man den Stillstand beenden könnte.
Die Aktion „Aufbruch“der 66 Persönlichkeiten wäre absolut zu begrüßen, wenn sie der Beginn einer groß angelegten Bewegung wäre, die endlich dafür sorgen würde, die unhaltbare Situation an der Spitze unserer Republik zu ändern. Die Frage ist nur: Wie schaffen wir das oder verpufft dieser Aufbruch und alles bleibt so, wie es ist?
Ich möchte Ihre Zeitung dazu aufrufen, mit weiteren derartigen Aktionen diesen „Aufbruch“nicht nur am Leben zu erhalten, sondern auch derart zu verstärken, dass endlich die bereits lange erforderliche Bewegung in unsere Politik kommt und diese regierenden Bremser aus ihren Positionen entfernt werden. Unseren „Wohlstand teilen“wäre für mich der wichtigste Aufbruch in eine friedlichere, gerechtere, umweltfreundlichere und damit menschlichere Zukunft. Die Bereitschaft dazu würde nicht nur die Völkerwanderung zumindest reduzieren, sondern auch die zunehmende Armut so vieler Menschen verringern, Umwelt und Ressourcen schonen und ein friedlicheres Miteinander fördern.
Wohlstand teilen erfordert von uns allen, das Sein über das Haben zu stellen, und von den Entscheidungsträgern in Politik und Wirtschaft die dafür erforderlichen nachhaltigen Strukturreformen. Ich bin überzeugt, wir können es schaffen, wenn wir den in uns allen grundgelegten Fähigkeiten vertrauen und für das Gemeinwohl entfalten. ten sowie seine persönlichen und sozialen Kompetenzen erweitert.
Würde eine Bildungsreform dafür sorgen, dass sich die Lernenden für die Inhalte des Unterrichts begeistern, hätten auch die Lehrenden wieder eine Berufung und nicht einen zermürbenden Beruf. Diese Bildungsreform müsste zum Ziel haben, nicht leere Inhalte ohne Zusammenhänge zu vermitteln, sondern zum selbstständigen Denken anzuregen. Nur wenn es ausdrücklich gewünscht ist, zu reflektieren, können die Stärken des Einzelnen gestärkt werden.
Die Vorgaben des derzeitigen „Lehrplanes“– oder sollte man nicht besser sagen Leerplanes? – zielen darauf ab, „Gelerntes“bei einer Prüfung abzurufen, um es danach sofort wieder zu vergessen!
Mit einer entsprechend „gebildeten“Jugend wären wohl die Perspektiven aller 66 Befragten für die Zukunft in trockenen Tüchern. Millionär, der sich als ÖSV-Präsident noch ein üppiges Salär dazuverdient, beschwert sich über zu viel Wohlstand im Land und philosophiert über „wahre Werte“. Ein Dirigent, der bei einem Konzert vermutlich mehr verdient als ein Durchschnittsösterreicher im ganzen Jahr, bejammert, dass er ein paar Euro an Wirtschaftskammerumlage zahlen muss.
Manager von potenten Großbetrieben klagen, dass die ohnehin satten Gewinne nicht noch größer sind, und rufen nach 12Stunden-Arbeitstagen, die in den meisten Branchen und Kollektivverträgen längst Realität sind.
Rühmliche Ausnahmen waren die Vertreter der Kirche, die Sportler und die beiden Schriftstellerinnen Valerie Fritsch und Maja Haderlap. Ihre Statements sind wohltuend positiv, zeugen von Weitsicht und Charakter.
Wie geht es weiter?
Die gelieferten Denkanstöße und Forderungen der 66 Ezzesgeber sind sicher nützlich.
Man sollte in einer zweiten Runde die persönlichen Aktivitäten dieser Leute hinterfragen: Was haben Sie bisher getan, um die postulierten Ziele zu erreichen? Was ist gut bzw. schlecht gelaufen, was wäre daran zu ändern? Was sind die nächsten Schritte, wo beginnen, wo liegen die Prioritäten?