Vom Professor zum Propheten
Der ehemalige WU-Rektor Christoph Badelt wird neuer Wifo-Chef.
Sie gelten in der heimischen Ökonomie als die Zukunftsweisen. Basierend auf Daten und Statistiken sagen sie dem Land heute sein wirtschaftliches Morgen voraus. Das drängt die Chefs von Wifo (Wirtschaftsforschungsinstitut) und IHS (Institut für Höhere Studien) hierzulande häufig ins Schicksal von Propheten: Das Publikum lauscht andächtig. Nickt. Setzt die als Warnungen getarnten Tipps für eine gedeihliche Zukunft aber selten bis nie um. Auch die neuen Chefs – das IHS kürt im Herbst, das Wifo inthronisierte gestern Christoph Badelt – werden das erleben. Zumindest für Badelt aber nichts Neues.
Schon als langjähriger Rektor der Wiener Wirtschaftsuniversität und Präsident der Rektorenkonferenz formulierte er stets pointiert („Absurde Hochschulpolitik“) und forderte vehement. Die Einführung von Gesamtschu- der einzige Uni-Chef, der die Republik wegen zu geringer Ressourcenausstattung klagte. Badelt gewann. Die WU bekam zusätzliche sechs Millionen Euro.
Nach 13 Jahren an der Spitze der WU – in seine Amtszeit fällt der spektakuläre Neubau des Campus im Prater – trat er dennoch nicht mehr an. „Man soll gehen, wenn man den Zeitpunkt dafür selbst bestimmen kann“, meinte er damals. Der Satz gilt auch gespiegelt: Man soll kommen, selbst wenn man es nicht ganz selbst bestimmen kann. Badelt, ausgestattet mit der Erfahrung akademischer Wanderjahre zwischen den Unis in Wisconsin, Klagenfurt, Köln, München und Wien, bewarb sich für ein Comeback auf der Bühne der Öffentlichkeit, eine Jury wählte ihn unter 31 Bewerbern aus. Ein Favoritensieg. Und Geburtstagsgeschenk. Der dreifache Vater wird am Freitag 65.