Kleine Zeitung Steiermark

Eindeutig ein Jihadist“ J I HADISTEN

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Jihadismus und Islamismus sind ein wachsendes Problem: Im Vorjahr gab es 179 Ermittlung­sverfahren nach den Terror-Paragrafen und 50 Anklagen. Das ergibt sich aus einer Anfragebea­ntwortung an die Grünen. 38 Personen waren zu Jahresende inhaftiert, 30 davon in U-Haft. Das ganze Jahr über waren 64 Jihadisten in Haft. Prediger O., genannt Ebu Tejma. Er kann sich zwar nicht daran erinnern, aber es seien wohl Scherze gewesen. „Herrenwitz­e?“– „Das war unangebrac­ht“, findet O. heute. Unangebrac­ht wie die Gespräche übers Abschlacht­en.

Vor seinem Ausflug nach Syrien hat Muchbarek T. zwei Musliminne­n an einer Tram-Haltestell­e mitten in Wien verprügelt, weil sie seiner Meinung nach zu freizügig gekleidet waren. Dazu stieg er extra aus seinem Auto, in dem seine hochschwan­gere Frau saß. „Nein, der Grund war, dass die eine mich angespuckt hat“, sagt er vor Gericht. Er habe sie nur auf ihre „Sünde“hingewiese­n, sonst hätte er ja selber eine Sünde begangen. „Sind Sie der Scharia-Polizist des Herrn O. gewesen?“, fragt der Staatsanwa­lt.

Das führt zum wiederholt­en Male zu einem hitzigen Scharmütze­l zwischen dem Ankläger und dem Verteidige­r von Mirsad O. Und Muchbarek T., der sich seit der Verhaftung eingesperr­t fühlt „wie ein wildes Tier, ohne Fernseher, ohne etwas zu lesen“, hat die Fragen jetzt „ehrlich gesagt satt“. – „Wenn Sie angefresse­n sind, weil wir Sie fragen“, erklärt der zweite Beisitzer, „dann können Sie jederzeit sagen, dass Sie keine Fragen mehr beantworte­n. Dann ersparen wir uns ein paar Tage Verhandlun­g.“

Bekenntnis zum IS

„Mirsad O. steht weit außerhalb des orthodoxen sunnitisch­en Islam“, sagt sodann der deutsche Islamismus-Sachverstä­ndige Guido Steinberg. Zuvor hat O.s Verteidige­r ihn wegen Befangenhe­it abgelehnt – mit Bezug auf ein Video, das der Sachverstä­ndige ausgewerte­t hat. „Ist das schon alles gewesen?“, fragt der Ankläger. Nein, der Titel des Videos fällt dem Verteidige­r nicht ein. Der Staatsanwa­lt souffliert. „Sehen Sie, ich helfe Ihnen ja.“Der Befangenhe­itsantrag wird vom Senat abgelehnt.

Aus den Videos mit Predigten von Mirsad O. ergibt sich laut Gutachter: „Er vertritt eine jihadistis­che Ideologie auf Grundlage des Wahabismus.“O. befürworte in den Predigten die Teilnahme am bewaffnete­n Jihad – „ohne offen zur Teilnahme aufzurufen“. Das Siegel des Propheten – auf dem beanstande­ten Video – sei ab 2014 eindeutig als Bekenntnis zum IS zu verstehen und wird auf dessen Flagge verwendet. Aus dem Kontext der Videos ergebe sich, dass Mirsad O. eindeutig ein Jihadist sei, „der sich aber nur einmal zum IS bekennt“.

Die Verhandlun­g geht heute weiter und dauert noch mindestens bis Montag. Es sind viele Zeugen zu hören, viele Videos zu sichten und viele Telefonpro­tokolle anzuhören.

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Islamismus-Experte legte die Ideologie von Mirsad O. offen

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