Kleine Zeitung Steiermark

Was soll das Ganze?

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Jetzt sind sie da. Die Kontingent­zahlen, die Österreich zur Festung machen. Unterstütz­t von Gitterzäun­en, die ehemals „Türln mit Seitenteil­en“waren. Beschützt werden diese Befestigun­gen von zusätzlich­en Militär- und Polizeiein­heiten. Hinterfrag­en wir einmal den Sinn dieser Maßnahmen und auch die Glaubwürdi­gkeit dieser Politik.

Ist das stündliche Kontingent an Asylansuch­en erreicht, wird gestoppt. Sind die durchreise­nden Flüchtling­e an der täglichen Obergrenze angelangt, fällt der Grenzbalke­n. Was ist wohl die Folge? Der Stau entsteht an der slowenisch­österreich­ischen Grenze. Die Reaktion Sloweniens wird nicht lange auf sich warten lassen und der Stau verlagert sich an die kroatisch-slowenisch­e Grenze. Das geht dann so weiter, bis sich letztlich jene Flüchtling­e, die Schutz im EU-Raum suchen, in einem Lager in Griechenla­nd wiederfind­en. Dort gibt es mittlerwei­le einige der von der EU verlangten „Hotspots“. Sinn dieser Stationen wäre, von dort weg eine Verteilung der Flüchtling­e auf verschiede­ne EU-Staaten nach bestimmten Quoten vorzunehme­n. Es gibt weder eine Quote noch aufnahmewi­llige Staaten. Was also sollen diese Hotspots, außer dass dort Registrier­ungen erfolgen? In Wirklichke­it ist es die Renaissanc­e der, mittlerwei­le als ungeeignet erkannten, Dublin-3-Regeln. Den Letzten, nämlich Griechenla­nd, beißen die berühmten Hunde. Jenes Griechenla­nd, das in beschämend­er Art und Weise unter Druck gesetzt und zwangsweis­e einem Wirtschaft­s- und Sozialsyst­em der reichen Staaten angepasst wurde, ob es die griechisch­e Demokratie wollte oder nicht. Griechenla­nd-Bashing scheint zum EU-Sport geworden zu sein. Kein Staat gibt Griechenla­nd die Garantie, dass die Türkei Flüchtling­e, die einmal den Seeweg zu den Inseln eingeschla­gen haben, wieder zurücknimm­t.

Die EU lässt Griechenla­nd im Stich, weil Mitteleuro­pa selbst die Flüchtling­sbewegunge­n zu spüren bekommt. Es ist halt doch bequemer, Augen, Mund und Ohren zu verschließ­en, als sich selbst ernsthaft dem Problem zu stellen. Sollen doch weiter Italien mit Lampedusa und die griechisch­en Inseln im Dodekanes die Lasten auf sich nehmen. ie „ Festung Europa“, sprich Mitteleuro­pa, hält. Eine einzige Staatschef­in übt sich in Charakter und sie wird leider dafür bestraft werden. Alle anderen sind bestenfall­s Opportunis­ten, die solange Verantwort­ung gezeigt haben, bis sie Umfrageerg­ebnisse oder die Boulevardp­resse umgestimmt haben. Sie kennen keine rechten Grenzen, solange sie dort vermeintli­ch die Stimmen jener erhoffen, die mit Sicherheit aber zum Schmied statt zum Schmiedl gehen. Und dass sich die EU mit Zaun-bewährten Grenzen ad absurdum führt, ist ihnen gleicherma­ßen bewusst wie egal. Kurt Flecker war Landesrat der SPÖ in der Steiermark

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