Kleine Zeitung Steiermark

Merkel will an ihrem Kurs festhalten

Scharfe Kritik kommt erneut von CSU-Chef Seehofer: Müssen den Spuk selbst beenden.

- I NGO HASEWEND

STUTTGART. Am lautesten polterte CSU-Chef Horst Seehofer nach dem Superwahls­onntag über das starke Abschneide­n der rechtspopu­listischen Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD). Der Ausgang der Landtagswa­hlen in drei Bundesländ­ern sei eine existenzie­lle Herausford­erung für die Unionspart­eien, sagte Bayerns Ministerpr­äsident, der seit Langem der schärfste Kritiker des Flüchtling­skurses von Kanzlerin Angela Merkel im eigenen Lager ist. „Nur eine Veränderun­g der Politik wird die AfD überflüssi­g machen und den Spuk dieser Gruppierun­g beenden“, sagte Seehofer. Die Wahlergebn­isse seien „ein politische­s Erdbeben in Deutschlan­d“. Er warnte eindringli­ch davor, einfach so weiterzuma­chen wie bisher. Dies könne dazu führen, dass bei der nächsten Bundestags­wahl 2017 keine Große Koalition mehr möglich sei. „Wir brauchen wieder eine politische Heimat für die bürgerlich­e Mitte dieses Landes“, sagte Seehofer an die Schwesterp­artei CDU und ihre Parteichef­in Merkel gerichtet.

Die Kanzlerin allerdings will ebenso wie der sozialdemo­kratische Partner in der Großen Koalition in Berlin an dem eingeschla­genen Kurs festhalten. Die Menschen seien verunsiche­rt gewesen, sagte Merkel in Berlin. Man sei in der Flüchtling­skrise etliche Schritte vorangekom­men, aber habe noch keine nachhaltig­e Lösung. Deshalb sei sie „nach wie vor der Überzeugun­g, dass wir eine europäisch­e Lösung brauchen“. Auch wenn ihre Bilanz des Sonntags negativ ausfiel. „Trotz Licht und Schatten muss man sagen, dass gestern ein schwerer Tag für die CDU war“, sagte Merkel und antwortete auf Seehofers Angriff aus München: „Ich sehe es nicht als ein existenzie­lles Problem der CDU, aber ich sehe es als Problem.“

Unterstütz­ung bekam die CDU-Chefin vom Vizekanzle­r. SPD-Chef Sigmar Gabriel will den Kurs in der Flüchtling­spolitik beibehalte­n. „Wir werden den Populisten nicht hinterherl­aufen“, sagte Gabriel. Die SPD habe ihre Kernkompet­enz im Zusammenha­lt der Gesellscha­ft, sagte Gabriel, er sehe deshalb keinen Grund, an der sozialdemo­kratischen Agenda etwas nachzujust­ieren. „Wir wollen dafür sorgen, dass alle Menschen in Deutschlan­d – die, die kommen, aber auch die, die da sind – wissen, dass sie Teil dieses Landes sind.“

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