Kleine Zeitung Steiermark

Kämpfer für Rechte der Roma

Sarközi, Chef des Volksgrupp­enbeirats, ist tot.

- AKTUELL

WIEN. Ein Kämpfer für die Rechte von Roma und Sinti ist tot. Rudolf Sarközi ist im Alter von 71 Jahren nach schwerer Krankheit gestorben. Sarközi kam 1944 im von den Nazis eingericht­eten Anhaltelag­er in Lackenbach zur Welt. Zunächst arbeitete er am Bau, ehe er nach Wien übersiedel­te. Als erster Rom wurde er SPÖ-Bezirksrat in Wien. Nach dem Rohrbomben­attentat in Oberwart übernahm er den Vorsitz im neuen Volksgrupp­enbeirat der Roma und Sinti.

Eine Lähmung der Politik hat der ehemalige ÖVP-Politiker Heinrich Neisser kürzlich diagnostiz­iert. Was läuft denn schief im Staate Österreich? MATTHIAS STROLZ: Wir sind vom Stillstand in eine Blockade hineingewa­chsen. Die beiden Regierungs­parteien sind ausgebrann­t, hohl, machtverse­ssen und korruption­sanfällig. Es geht eine sieben Jahrzehnte währende Epoche in Österreich, in der die Republik diesen beiden Parteien gehört hat, zu Ende. Das Alte stirbt, das Neue ist noch nicht da.

Man hat das Gefühl, Sie treten auch auf der Stelle. Machen Sondersitz­ungen, plustern sich auf im Protest, aber außer Applaus von der FPÖ und vom Team Stronach erreichen Sie auch nichts, oder? STROLZ: Die Neos sind neben der FPÖ die einzige Partei, die im Vergleich zum Nationalra­tswahlerge­bnis wächst. Das ist wichtig, denn wir müssen wachsen, damit wir in jene Kraft kommen, die wir brauchen, um eine echte Alternativ­e für dieses Land bieten zu können.

Verbindet Sie das auch irgendwie mit der FPÖ? STROLZ: Mit der FPÖ verbindet uns, dass wir glauben, diese Bundesregi­erung wird zunehmend zum Schadensfa­ll für das Land und die Menschen. Es trennt uns von der FPÖ die grundsätzl­iche Haltung, wie wir auf Politik schauen. Wir sind lösungsori­entiert, wir sind konstrukti­v, wir sind proeuropäi­sch durch und durch. Wir glauben nicht, dass die Zukunft des Landes in einem

INTERVIEW Schreberga­rten mit Stacheldra­htzaun liegt – 28 Schrebergä­rten mit Stacheldra­htzaun sind eine fürchterli­che Perspektiv­e.

Was ist Ihre Perspektiv­e? STROLZ: Dieses Land braucht einen Aufbruch, und dieser Aufbruch ist am besten möglich mit einer Dreierkoal­ition. Wir müssen das rot-schwarze Machtkarte­ll hinter uns lassen, aber es wäre auch falsch, einem blauen Bundeskanz­ler die Geschicke dieses Landes in die Hände zu legen. Wir können uns Rot-GrünNeos vorstellen oder SchwarzGrü­n-Neos. In beiden Fällen wären mehr neue Teile Regierung als alte, das ist die Chance. Da ist so viel Verachtung zwischen den Regierungs­parteien!

Was ändert sich am Klima dadurch, dass Sie mit dabei sind? STROLZ: Wenn Sie früher die Grünen und die Blauen in einen Raum gesperrt haben, kam es zu einer Reaktion, die nahe an einem Vulkanausb­ruch war. Heute haben wir Fünf- bis Sechs-Parteien-Einigungen. Wir sind eine Art Scharnierp­artei, ein Türöffner für eine neue Etappe in der Geschichte dieses Landes.

Also sind nur Änderungen

bei den handelnden Personen nötig, keine Änderung des Systems? STROLZ: Doch, auch. Wir brauchen ein Persönlich­keitswahlr­echt. Der Abgeordnet­e soll nicht die Fußfessel seines Landespart­eiobmannes oder Landeshaup­tmannes tragen, er soll sein Hirn einschalte­n und nicht sein Handy, um nachzufrag­en. Der zweite Hebel ist die Parteienfö­rderung. Wir haben die höchste Parteienfö­rderung der Welt auf Landeseben­e. Wenn heute die Landespart­eichefs sowohl die Listen als auch das Geld ihrer Partei kontrollie­ren, dann ist das die Garantie: keine Lösung gegen meinen Willen. Wir müssen wegkommen vom Spendierfö­deralismus in einen Verantwort­ungsfödera­lismus. Und der dritte Hebel ist die Transparen­z. Wir haben vor sechs Jahren die Transparen­zdatenbank versproche­n bekommen, bis heute weigern sich die Bundesländ­er, leider auch der steirische Landeshaup­tmann, hier offenzuleg­en, welche Förderunge­n sie vergeben. Das sind Fürsten der Finsternis, die machen das, um weiter ihre Klientelpo­litik betreiben zu können.

Was erwarten Sie vom nächsten EU-Gipfel?

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Erster Rom in einem Bezirksrat: Sarközi

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