Mobilfunk: Kunden zahlen für Fusion
2012 hat Drei den Mitbewerber Orange übernommen. Ein Preisanstieg war die Folge.
WIEN. Es ist nun amtlich: Telefonieren und Surfen mit dem Handy ist seit der Fusion von Orange und Drei empfindlich teurer geworden. Zu diesem Ergebnis kam die Marktuntersuchung der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) und des Telekom-Regulators RTR. Untersucht wurden die Jahre 2013 und 2014. Für bestehende Kunden stiegen die Ausgaben in dem Zeitraum um 14 bis 20 Prozent. Bei Neukunden war der Preisanstieg deutlich drastischer. Hätte es keine Fusion gegeben, wären die Preise zwischen 25 und 90 Prozent niedriger gewesen, urteilt die RTR.
Auch abseits dieser Was-wärewenn-Betrachtung zeigt sich, dass die Preise im Mobilfunkmarkt ab 2013 drastisch angezogen haben. Zu den Verlierern dieser Entwicklung gehören vor allem Kunden, die viel telefonieren, aber kaum Datendienste nutzen. Diese zahlen im Schnitt deutlich mehr als im Jahr 2011. RTR-Geschäftsführer Johannes Gungl
Mehr Wettbewerb seit 2015
Einer der Gründe des Preisanstiegs war laut BWB der späte Einstieg weiterer sogenannter virtueller Anbieter (MVNO). Diese mieten sich im Netz von A1, T-Mobile oder Drei ein. Ihnen gute Bedingungen zu bieten, war eine Voraussetzung für die Zustimmung zur Fusion zwischen Drei und Orange. Doch erst zwei Jahre nach dem Zusammenschluss kamen mit UPC Mobile, Ventocom (Hot, Allianz Sim), Spusu und Tele2 neue Anbieter auf den Markt. Tatsächlich hat sich etwas getan. Nutzer mit hohem Datenverbrauch zahlen weniger als vor der Fusion. Allerdings fürchten RTR und BWB, dass der Wettbewerbsdruck durch neue Anbieter mit der Zeit nachlassen könnte. Deshalb wollen beide den Markt weiterhin genau beobachten. Mobilfunkkunden soll es leicht gemacht werden, ihren Anbieter zu wechseln. Bei Drei wird betont, „dass sich die Tarife dank des intensivierten Wettbewerbs heute wieder rund zehn Prozent unter dem Niveau von 2011“befinden.
Weiterer Netzbetreiber
RTR-Chef Johannes Gungl kann sich auch vorstellen, dass bei der kommenden Frequenzversteigerung 2020 ein neuer Netzanbieter in den Markt einsteigt: „Wenn ein MVNO zu diesem Zeitpunkt eine Million Kunden hat, könnte sich das in Ballungszentren rechnen.“Ventocom hat mit Hot im Dezember bereits die 500.000erMarke durchbrochen. Ventocom-Gründer Michael Krammer zum möglichen Einstieg als Netzbetreiber: „2020 ist weit in der Zukunft. Aber wenn es so weit ist, werden wir die Auktion genau prüfen. Auszuschließen ist gar nichts.“