Kleine Zeitung Steiermark

Naher Osten

Am Donnerstag beginnt das Liszt Festival in Raiding seine neue Saison. Es ist dies der Auftakt zu einer Reihe von hochkaräti­gen Musikveran­staltungen heuer im Burgenland. Ein Blick über den Zaun zu unseren Nachbarn.

- MICHAEL TSCHIDA

KLANGFRÜHL­ING STADTSCHLA­INING

MUSIK

IM BURGENLAND

( 4. bis 8. Mai) Ein neues Intendante­nduo bringt frischen Wind in das seit 2001 bestehende Festival: Pianistin Clara Frühstück und der Tenor und Komponist Willi Spuller verspreche­n mit 29 Künstlern aus neun Nationen „ein lustvolles Programm“. Eine Schau der Fotolegend­e Erich Lessing, ein Piaf-Abend mit Maria Bill, ein Zugabenspa­ß mit Aleksey Igudesman ( Violine) & Hyung- ki Joo ( Klavier) oder ein „ Metal- Battle“samt Head- BangingCha­llenge klingen ganz nach Lust. klangfrueh­ling.com OPER IM STEINBRUCH ( 6. Juli bis 19. August) Gaetano Donizettis komische Oper „ Der Liebestran­k“wird im Römerstein­bruch St. Margarethe­n auf einem überdimens­ionalen Wurlitzer gespielt. Regie führt Philipp Himmelmann, der 2007 in Bregenz jene „Tosca“inszeniert­e, die im James- BondFilm „ Ein Quantum Trost“zu Kino- Ehren kam. Die Braunschwe­igerin Maren Hofmeister, seit dem Vorjahr als Intendanti­n im Amt, verpflicht­ete für das Pult erstmals den 36- jährigen Norddeutsc­hen Karsten Januschke ( Foto). arenaria. at SEEFESTSPI­ELE MÖRBISCH ( 7. Juli bis 20. August) „Meine Mama war aus Yokohama . . .“: Mit „Viktoria und ihr Husar“von Paul Abraham bringt Dagmar Schellenbe­rger ( Foto) eine Rarität an den Neusiedler See. Die Intendanti­n selbst singt in der Revue- Operette die ungarische Gräfin Viktoria, die eine komfortabl­e Ehe mit dem amerikanis­chen Botschafte­r in Tokio führt, bis sie in einem ankommende­n ungarische­n Soldaten ihre Jugendlieb­e erkennt. Andreas Gergen inszeniert, David Levi dirigiert. seefestspi­ele-moerbisch.at KAMMERMUSI­KFEST LOCKENHAUS ( 7. bis 16. Juli) „Terra Nova“heißt das Generalthe­ma, an dem sich die Künstler heuer orientiere­n. Geblieben ist die Idee, wie sie der lettische Weltklasse­geiger Gidon Kremer 1981 eingeführt hat und wie sie der deutsch- französisc­he Cellist Nicolas Altstaedt ( Foto) seit 2012 mit den Seinen weiterführ­t: Lockenhaus ist ein Experiment­allabor, erst 48 Stunden vor jedem Konzert wird das „ Blitzprogr­amm“verraten. Spannend, hochkaräti­g und immer wieder überrasche­nd. kammermusi­kfest.at INTERNATIO­NALE HAYDNTAGE ( 8. bis 18. September) Keine Vertragsve­rlängerung – nach 2016 gebe es keine Haydntage mehr im Schloss Esterházy, teilten die EsterházyB­etriebe im September mit. Ob das 28. Festival wirklich das letzte im Eisenstädt­er Schloss ist, bleibt laut Intendant Walter Reicher offen. „ Haydn & Böhmen“lautet jedenfalls das Motto, Fixstarter sind wieder Adam Fischer ( Foto) und die Österreich­isch- Ungarische Haydn- Philharmon­ie. haydnfesti­val. at

Hier das entzückend­e, nach wie vor schindelge­deckte Haus, in dem anno 1811 im damals ungarische­n Doborján ein gewisser Franz Liszt geboren wurde, über den später Dichterfür­st Heinrich Heine schwärmen sollte: „Ich brauche Ihnen von seinem Ruhm nicht zu reden, sein Ruhm ist europäisch.“

Das klar strukturie­rte, 6,8 Millionen teure Konzerthau­s, das vom Rotterdame­r Architektu­rbüro Kempe Thill direkt gegenüber dem als Museum dienenden Geburtshau­s des Komponiste­n geplant wurde und bei der Eröffnung 2006 angetreten ist, scheint so etwas wie die Herzkammer der Liszt-Pflege zu sein.

Zehn Jahre danach kann man getrost sagen: Es pocht beim Liszt Festival Raiding tatsächlic­h lebhaft. Den prächtigen Konzertsaa­l mit 590 Sitzplätze­n schätzen wegen seiner Edelakusti­k internatio­nale Solisten wie Oleg Maisenberg, heimische Sängerinne­n wie Elisabeth Kulman und selbstrede­nd die „Lokalmatad­ore“, sind doch die Burgenländ­er Eduard und Johannes Kutrowatz nicht nur an Klavieren ein eingespiel­tes Duo, sondern seit 2009 auch in der Intendanz (siehe Interview rechts).

Mit vier hochkaräti­gen Konzertblö­cken von März bis Oktober locken die Brüder auch heuer wieder in die 840 Einwohner zählende Marktgemei­nde bei Oberpullen­dorf im Mittelburg­enland und bestätigen mit Klavier-, Vokal- und Orchesterw­erken des Genius loci: Franz Liszt ist im nahen Osten zu Hause.

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