Das Museum, das nur einer wollte
Karlheinz Essl kann sich die Finanzierung seines Herzensprojekts nicht mehr leisten. Auf das Ende der Baumax-Kette folgt nun auch das Aus für das Essl-Museum.
Sieht ganz so aus, als wolle man im EsslMuseum in Klosterneuburg noch ein letztes Mal die Einzigartigkeit der Sammlung zeigen. Mit Werken von Künstlern wie Boeckl, Brus, Krystufek, Lassnig, Nitsch, Ringel, Schwarzkogler sind ab heute in der Ausstellung „Body & Soul“einige der wichtigsten Positionen österreichischer Kunst nach 1945 zu sehen. Und dazu internationale Verknüpfungen von Georg Baselitz bis Nan Goldin. Aber nur bis 30. Juni. Dann schließt das Museum.
Herzensprojekt
Enttäuscht: Karlheinz Essl Der Ausstellungsbetrieb wird eingestellt, weil die Finanzierung „trotz aller Bemühungen“nicht mehr möglich war, kündigte Karlheinz Essl gestern bei der Präsentation der Schau überraschend an. 42 Mitarbeiter werden gekündigt.
Die Sammlung selbst bleibt erhalten. Sie ist Essls Herzensprojekt, das erwählte Monument, vielleicht sogar: die selbstauferlegte Bestimmung seines Lebens. Seit mehr als zwei Jahren kämpft er darum.
Kurzer Rückblick: Essls Baumax-Kette musste im März 2014 Insolvenz anmelden. Um das Unternehmen zu entschulden und die Sammlung zu retten, boten er und seine Frau Agnes sie der Republik zum Kauf. Um kolportierte 86 Millionen Euro. Die wollte der Staat aber nicht aufbringen. Schließlich stieg der Industrielle Hans Peter Haselsteiner ein – und legte für 60 Prozent Anteil an der rund 7000 Werke umfassenden Kunstsammlung 100 Millionen Euro aus. 40 Prozent blieben im Besitz der Essls, der Museumsbetrieb konnte fortgeführt werden.
Bis es nun nicht mehr ging. Essl, nicht gerade bekannt dafür, sein Herz auf der Zunge zu tragen, beklagte das Ende seines Privatmuseums ungewohnt offen: „Dass das bis in die tiefste Seele schmerzt, ist klar.“Nach dem verlorenen Kampf um Baumax ist das Aus für den Ausstellungsbetrieb wohl doppelt enttäuschend. Vielleicht war deswegen der Schuldige so rasch gefunden. Angeblich hätte das Land Niederösterreich einen „wesentlichen Beitrag“zum Erhalt des Klosterneuburger Betriebs geleistet. Unter der Bedingung, dass der Bund mitzieht. Dessen Förderbeirat war aber „gegen eine Finanzierung des laufenden Betriebs“, so Kulturminister Josef Ostermayer. Essl sieht darin „eine Missachtung der österreichischen Kunst“. Tatsächlich ist die Lage komplizierter. Das Verhältnis zwischen Haselsteiner und Essl soll seit 2014 merklich abgekühlt sein. Der Industrielle ist derzeit in Übersee und nicht erreichbar. „Unser Standpunkt: Das EsslMuseum wird von Herrn Essl selbst und von ihm alleine betrieben“, geht eine Sprecherin Haselsteiners im Gespräch mit der Kleinen Zeitung auf Distanz. Auch eine Aussage, die tief blicken lässt. Zumal Hans Peter Haselsteiners Privatstiftung im Vorjahr auch 74 Prozent sowie die Sanierung des desolaten Wiener Künstlerhauses am Karlsplatz übernommen hat.
Praktisch ausgemacht
Seither gilt, auch wenn Essl sich bisher dagegen gewehrt hat, die Übersiedlung seiner Sammlung von Klosterneuburg nach Wien