„Hab drei Schnaps zu viel getrunken“
Rudolf Hundstorfer will als Präsident manchmal lauter sein als Heinz Fischer. Was ihm fehlt? „Der Showeffekt.“
Die dicke, rote Mappe mit vorbereiteten Fakten hält Rudolf Hundstorfer fest in der Hand. Doch bevor er die Bühne betritt, legt er sie im letzten Moment zur Seite. Er will frei sprechen an diesem Abend, will ganz er selbst sein, nicht Fakten aus Akten vortragen. Und obwohl er korrekt Krawatte trägt, erleben die Zuschauer in den folgenden 60 Minuten einen lockeren, verbal oft hemdsärmelig agierenden Kandidaten, der sich nicht scheut, Emotionen zu zeigen.
So etwa bei der Frage, warum er bei der Jugend kaum ankommt. „Ich habe von allen Bewerbern am meisten für die Jugend getan“, poltert er, Stichwort Ausbildungsgarantie. „Aber ich habe nicht so den Showeffekt wie einige meiner Mitbewerber.“Er könne nicht konkurrieren „mit Doktor Van der Bellen, der vor 40 Jahren einen Joint geraucht hat. Ich habe vor 40 Jahren drei Schnaps zu viel getrunken.“
So launig geht es häufig zu, aber nur vordergründig. Mehrmals attackiert Hundstorfer den grünen Mitbewerber, der sein Hauptkonkurrent ist. Die anderen erwähnt er nur indirekt, etwa „eine Dame aus Graz, die gesagt hat, sie tritt zurück, wenn es schwierig wird“. Das würde er nie tun – „damit löse ich nichts“.
Die Redakteure Thomas Götz und Michael Jungwirth setzen dem Kandidaten mitunter hart zu, der reagiert auch mit Gegenattacken. So wird er zu seiner Gage befragt – von einem Verein bezieht er während des Wahl-