Was verdienen die Hofburg-Kandidaten?
Ist es jetzt wieder die übliche Neiddebatte? Oder hat der Staatsbürger ein Anrecht darauf, zu wissen, wie viel die Präsidentschaftskandidaten derzeit verdienen? Am Wochenende hatte eine Tageszeitung, die genüsslich die Bruttobezüge aller Kandidaten aufgelistet hatte, den Eindruck erweckt, SPÖKandidat Rudolf Hundstorfer beziehe überhaupt kein Gehalt, lebe also von seinen Ersparnissen. Am Montag hieß es plötzlich, er sei bei jenem Verein, der seinen Wahlkampf organisiert, angestellt. Beim gestrigen Salon der Kleinen Zeitung ließ Hundstorfer die Katze aus dem Sack: Er beziehe 75 Prozent seines Letztgehalts als Minister von 17.372,50, das wären also aktuell 13.090 Euro – Sozial- und Krankenversicherung inklusive. Ein Rundruf bei den anderen Kandidaten hat ergeben, dass sich die monatliche Bruttopension von Andreas Khol auf 10.028 Euro beläuft, Irmgard Griss monatlich 9008 Euro bezieht, Alexander Van der Bellen 7957 Euro. Anders als Hundstorfer oder Khol ist FPÖ-Kandidat Norbert Hofer noch im Amt geblieben und kommt als Dritter Nationalratspräsident monatlich auf 14.766 Euro.
Nicht gemeinsam, aber in derselben ORF-Sendung waren Hofer und Van der Bellen am Dienstagabend zu sehen. Das freche Format „Wahlfahrt“mit Hanno Settele als neugierigem Chauffeur behagte dem FPÖKandidaten mehr. Hofer blieb stets locker, freundlich und redselig. So betet er etwa jeden Tag, denn „ich brauche das, dass ich mit jemandem reden kann, von dem ich glaube, dass er etwas gscheiter ist als ich“, sagte Hofer. Van der Bellen blieb ungewohnt steif, taute aber zur Halbzeit doch noch ein wenig auf. Zu behaupten, er sei kein Präsidentschaftskandidat der Grünen, hält er nachträglich für keine gute Idee mehr: „Ich würde es in dieser Form nicht mehr machen, denn das hat mir auch viel Ärger eingebracht.“Aufhorchen ließ Van der Bellen auch mit seiner Antwort, was er davon hält, wenn ein Mann mit seiner Frau ins Krankenhaus kommt und sie nicht von einer Ärztin behan- deln lassen möchte. Darauf der gebürtige Tiroler: „Dann wird sie nicht behandelt, die arme Frau. Da muss der Ehemann eine gewisse Verantwortung übernehmen, denn irgendwann hört sich der Spaß auf.“Extra einen männlichen Arzt zu rufen, lehnt Van der Bellen ab.
Richard Lugner ist weiter wütend auf den ORF, der ihn nicht zu den Kurzduellen am 14. April eingeladen hat. „Obwohl die Zuseher Lugner für relevant empfinden, grenzt ihn der ORF aus“, teilte sein Team am Dienstag mit und verweist auf die gute Quote der „Pressestunde“mit Lugner. Selbst Konkurrent Rudolf Hundstorfer hält das Vorgehen des ORF für „demokratiepolitisch bedenklich“.