Kleine Zeitung Steiermark

Legt euch in die Hängematte!

Jede Pensionist­in soll arbeiten können, wie viel sie will, ohne bestraft zu werden? Sie sollte.

- VON MENSCH ZU MENSCH CARINA KERSCHBAUM­ER

Ein Schritt vor, einer zurück. Einen Schritt vor macht jetzt wieder die ÖVP, die Arm in Arm mit dem SP-Pensionist­enverband die Abschaffun­g aller Ruhensbest­immungen fordert. Zur Erinnerung: Beim Pensionsre­formgipfel hat die Regierung noch angekündig­t, nicht nur Frühpensio­nisten, sondern jeden Regelpensi­onisten zu bestrafen, der arbeitet. Sie sollten einen Teil der Pension verlieren. Klare Botschaft: Legt Euch in die Hängematte und kommt nicht auf die Idee, weiter aktiv zu sein. In einem Land, in dem bei den 55bis 64-Jährigen nicht einmal die Hälfte mehr arbeitet, während es in Schweden fast 70 Prozent sind, ein eindrucksv­oller Aufruf zur Selbstaufg­abe. Warum? Weil freiwillig­e Erwerbstät­igkeit im Alter offensicht­lich viele jung hält. 60- bis 64-Jährige sollen im Schnitt 20 Prozent ihrer kognitiven Fähigkeite­n verlieren, wenn sie nicht mehr arbeiten. Nein, da ist nicht der Bauarbeite­r gemeint, der oft schon mit 55 ein Wrack ist, sondern Kopfarbeit­er. „Die Leute“, fasst es ein Pensionsex­perte zusammen, „werden bei uns früher älter, als sie tatsächlic­h müssten.“Mit der Folge, dass sie statistisc­h zehn gesunde Lebensjahr­e weniger als die länger arbeitende­n Schweden aufweisen. Also nicht wirklich erstrebens­wert, dieser geistige Vorruhe- stand. Schon überhaupt nicht für Frauen mit langen Karenzzeit­en, für die das Pensionsal­ter von 60 ein paternalis­tisch vergiftete­s Bonbon sein kann. Weil ihnen Beitragsze­iten für höhere Pensionen fehlen. rauen, die zu Beginn mit 83 Prozent der Männereink­ommen starten und mit dem halben Männereink­ommen in Pension gehen. Wer kann da auf die Idee kommen, jene zu bestrafen, die länger arbeiten?

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