Den Schaden tragen wir alle
Unsere Leser meinen, dass illegale Gelder auf Offshore-Konten uns alle betreffen würden.
Dass Journalisten der freien Welt die Machenschaften scheinheiliger Finanzpolitik ans Licht bringen, macht Hoffnung. Immerhin fehlen unterschlagene Steuermilliarden in der Finanzierung des Gesundheitswesens, für Soziales, Infrastruktur und Bildung. Den Schaden tragen die „kleinen Bürger“, die brav ihre Steuern zahlen und keine Briefkastenfirmen haben. Letztere bleiben Kriminellen oder unschuldsvermuteten Oligarchen, Konzernbossen und Spitzenpolitikern aus aller Welt vorbehalten. Ein EU-Leckerli der Finanz-High-Society sind auch die steuerfreien britischen Cayman-Inseln, wo sogar „Her Royal Highness“die Patronanz über den suspekten Zaster innehat. Diese Art von politisch tolerierter (oder gewollter?) „Legalität“, spaltet unsere Gesellschaft, gefährdet die Demokratie und raubt auch der EU ihren Sinn.
Vor der eigenen Tür kehren
Alle reden beim Thema Steueroasen dauernd über Putin. Wenn man jedoch die Statistik betrachtet, dann ist das geparkte russische Geld noch gering im Vergleich zu jenem aus Kanada, nicht einmal ein Zehntel von jenem aus Europa. Nun reden wir einfach von Europa, kehren wir doch vor der eigenen Türe! Eine Welt, in der wesentliche, von arbeitenden Menschen geschaffene Vermögenswerte von „unten“nach „irgendwohin“verschwinden – angeblich sind es 20 Prozent des Vermögens jährlich seit dem Jahr 2000 –, erlebt zwangsläufig einen sozialen und wirtschaftlichen Abschwung. Staaten, die national agieren, stehen global agierenden Wirtschaftseinheiten gegenüber und sind chancenlos, da sie sich problemlos gegeneinander ausspielen lassen. Wie hält man eine soziale Gemeinschaft ruhig, welcher Privilegien entzogen werden und die an Lebensstandard verliert? Durch Angst, dass durch eigenes Versagen dieser Prozess des persönlichen sozialen Abstieges beschleunigt werden könnte.
Der Staat seinerseits spürt diesen Geldmangel ebenso wie jeder einzelne Staatsbürger. Und er holt sich dort das Geld, wo er eine Chance hat: bei den Kleinen, bei jenen, die keine Möglichkeiten haben, auszuweichen. Fehlleistungen werden pekuniär bestraft – was dem Staat vielleicht ein Körberlgeld bringt, den einzelnen Betroffenen jedoch seine