Häupl hat als Königsmacher
Bürgermeister Michael Häupl und der Wiener Boulevard stehen als Verlierer der beispiellosen Demontage von Werner Faymann und der Inthronisierung von Christian Kern da.
Vielleicht wäre die Entwicklung etwas anders verlaufen, wenn der Medienmanager montagvormittags nicht das Flugzeug bestiegen hätte. In den turbulentesten Stunden der SPÖ seit Jahrzehnten saß Gerhard Zeiler in der Maschine nach New York. Zwar konnte Wiens Landesgeschäftsführer Georg Niedermühlbichler den ehemaligen Vranitzky-Sekretär über den Atlantik irgendwie erreichen. Als Zeiler Mittwochfrüh wieder in Wien landete, war die Entscheidung zugunsten von Christian Kern gefallen. n den letzten vierzehn Tagen musste Wiens Bürgermeister Michael Häupl die bittere Erfahrung machen, dass seine Zeit als übermächtiger Königsmacher der SPÖ abgelaufen ist. Vor allem hat er mit seiner, wie es das aktuelle „News“treffend umschreibt, „Strategie der Verlangsamung der politischen Entscheidung“Schiffbruch erlitten. Während Häupl nach Rudolf Hundstorfers Pleite in altbewährter Manier auf Zeit setzte, wurde er von den Landesparteien, denen die Basis davonzulaufen drohte, mit einer ungleich erfolgversprechenderen Strategie vor vollendete Tatsachen gesetzt: Speed kills. m Schulterschluss mit dem Wiener Boulevard versuchten Werner Faymann und Michael Häupl den Eindruck zu erwecken, man habe ohnehin alles im Griff und nur ein paar Verrückte würden den Aufstand gegen den
IIKanzler und SPÖ-Chef proben. In einer beispiellosen Aktion schmiedeten die Parteichefs von Kärnten und der Steiermark, Peter Kaiser und Michael Schickhofer, still und heimlich eine bundesweite Allianz, die nicht nur den Sturz des Kanzlers, sondern auch die Inthronisierung von Kern betrieb. Die anderen Landeschefs von Kerns Qualitäten zu überzeugen, war ein leichtes Unterfangen. Häupl-Intimus Zeiler kannte man höchstens aus Erzählungen, als ÖBB-Chef zeichnete sich Kern dadurch aus, dass er beim Bahnausbau das Einvernehmen mit den Ländern suchte. ls Faymann – selbst zu Häupls völliger Überraschung – letzten Montag gegen 12 Uhr 10 alles hinschmiss, um der eigenen Demontage zuvorzukommen, war die Vorentscheidung über den Nachfolger bereits gefallen. Warum der Wiener Bürgermeister vom Königsmacher zum Erfüllungsgehilfen degradiert wurde, hat einen anderen Grund: Nach der Hofburgschlappe spitzten sich in der Wiener SPÖ die Flügelkämpfe zwischen Asyl-Scharfmachern und Proponenten der Willkommenskultur dramatisch zu. Insider wissen zu berichten, Michael Ludwig, der Anführer des Faymann-Lagers, habe Häupl letzte Woche aufgesucht und ihm die Kunde überbracht, dass er, Häupl, in der Wiener SPÖ keine Mehrheit mehr habe. Von den Machtkämpfen im roten Wien
Aparalysiert, konnte Häupl noch als Moderator den mann-Umsturz begleiten.
Unur Fay- m der drohenden Niederlage am 22. Mai zu entgehen, schmiedet Alexander Van der Bellen eine Allianz mit alten politischen Gegnern. Nach Josef Pröll und Josef Riegler haben sich mit Erhard Busek und Wilhelm Molterer zwei weitere Ex-ÖVP-Chefs als Unterstützer geoutet. Von den Ex-ÖVP-Chefs fehlen nur noch Wolfgang Schüssel, Michael Spindelegger und Josef Taus. Mit Oth- mar Karas, Ferry Maier und ria Rauch-Kallat sind auch Ex-Generalsekretäre dabei. das den Wähler beeindruckt?
Was Österreich bei einem Triumph von Norbert Hofer international bevorsteht? Einen Vorgeschmack liefert der aktuelle „Spiegel“mit dem provokanten Titel „Sommer, Sonne, leichte Bräune“. Sanktionen muss Österreich keine befürchten. Nach Berlin, Brüssel, Rom oder Paris dürfte Hofer aber nicht so bald eingeladen werden. Spiegel“ Madrei Ob