Was ICH meine
es immer weniger Respekt vor der Uniform gebe – dafür immer mehr Mitbürger, „die wegen Kleinigkeiten in der Inspektion aufmarschieren und was weiß ich alles von uns verlangen.“Ja, auch die Zahl der Beschwerden nach Amtshandlungen steige.
Grazer Pädagogen wiederum berichten, dass der Druck der Eltern zunehme – und dem Wunsch nach einem guten Zeugnis für das eigene Kind ganz offen Nachdruck verliehen wird. „Dann wird halt mit dem Rechtsanwalt ge- droht“, heißt es in einer Schuldirektion.
Moment, sagt der Grazer Bildungsstadtrat Kurt Hohensinner zur Kleinen Zeitung: Dass die Durchsetzung eigener Ansichten und Interessen auf Teufel komm raus ein genereller Trend sei, „ist in unseren Kinderbetreuungseinrichtungen zum Glück nicht der Fall“. Sein Nachsatz: „Aber Ausnahmen bestätigen die Regel.“
Eltern klagten die Stadt
So eine Ausnahme war die Klage einer Familie, deren Kind sich beim Spielen mit Steinen am Finger verletzte. Mit dem Fall landete der Grazer Kindergarten bzw. die Stadt vor Gericht – und wurde letztlich freigesprochen. In der Begründung hieß es unter ande- Reinhard Strauss, Anwalt rem, dass die Pädagoginnen die Verletzung nicht hätten verhindern können, „auch wenn sie dicht neben dem Kläger gestanden wären.“
Der Grazer Rechtsanwalt Reinhard Strauss ortet durchaus eine Gegenbewegung – allerdings eine, die wenig beruhigend ausfalle: „Als Gegenreaktion kämpfen Unternehmer, Hersteller, aber auch Freiberufler und sogar die Behörden selbst immer heftiger darum, dieser Lawine von Haftungen zu entkommen. Die Liste der entsprechenden Vertragsklauseln wird immer länger, die Klauseln selbst werden immer komplexer, die Warnhinweise immer umfangreicher und der Umgang mit dem Kunden immer vorsichtiger.“
BZitte um Entschuldigung: Die meisten dieser 51 Zeilen werden moralinsauer daherkommen und ein wenig auf die Stimmung drücken. Die Sache ist nämlich die: Aus meiner Sicht hat es unsere Gesellschaft nicht mehr so mit Etikette und Rücksichtnahme. Früher einmal endete die Freiheit des einen dort, wo die Freiheit des anderen begann. Heute heißt es: Welche anderen? Zuerst komme ich, dann meine Familie und Haberer – und dann lange nichts.
Daher sind mir zur Durchsetzung meiner (simpelsten) Interessen auch viele Mittel recht. Vom nicht einmal ansatzweise versteckten Selbstbewusstsein, das sensiblere Zeitgenossen oft als ein bissi aggressiv interpretieren, bis hin zu rechtlichen Schritten.
In Graz können mittlerweile viele davon ein Lied singen. Fragen Sie einmal nach bei den Ämtern der Stadt. Bei den Lehrern und Kindergartenpädagoginnen. Bei einem durchschnittlichen Autolenker und einem ebenso durchschnittlichen Radfahrer. Und bei der Polizei. um Glück gibt es Ausnahmen. Menschen, die sich bei der Nase nehmen. Bei diesem ewigen Leistungsdruckichwillallesundsofortkonkurrenzkampf die Pausetaste drücken – im Straßenverkehr oder bei Elternsprechtagen. Die sich ehrenamtlich engagieren und bei Parkautomaten noch gültige Parkscheine hinterlegen.
Das hebt die Stimmung. Sie erreichen den Autor unter