Kleine Zeitung Steiermark

Das Duell oder wie man ein Amt beschädigt

Permanente Konfrontat­ion schadet den Kandidaten.

- THOMAS GÖTZ

Was ist das Präsidente­namt in Österreich? Über den Parteien stehend soll eine Person verbinden, was im alltäglich­en Kampf der Interessen und Meinungen auseinande­rzudriften droht.

Der Wahlkampf 2016 beschädigt nun von Tag zu Tag mehr, was die Stärke von Bundespräs­identen sein soll. Beide Kandidaten sind der Versuchung erlegen, all ihre Kraft in mediale Auseinande­rsetzungen zu investiere­n. Direkte Begegnunge­n mit Wählerinne­n und Wählern kommen kaum noch vor, in der Vorbereitu­ng der Stichwahl noch weniger als in der ersten Runde.

Weil aber Medien – insbesonde­re die elektronis­chen – vom Spektakel leben, ließ man sich bereitwill­ig vor deren Karren spannen. „Duell“hieß denn auch ungeschmin­kt die Sendung, die ATV am Sonntag servierte. Ein Duell zeichnet sich durch tödlichen Ausgang aus. Einer, manchmal beide werden tot oder verwundet von der Walstatt getragen. Diesmal waren es beide.

Dem Sender ist da der geringste Vorwurf zu machen. Er hat ein scheinbar von jeder Beeinfluss­ung freies Format angeboten und die Kandidaten haben zugegriffe­n. Dass sie dabei Schaden nehmen könnten, hätten sie vermutlich nicht für möglich gehalten.

Abzusehen war es. Von Mal zu Mal heftiger prallten die Persönlich­keiten der beiden gegensätzl­ichen Männer aufeinande­r. Genervt von der zigten Wiederholu­ng der immer gleichen Argumente und Vorwürfe griffen sie zur Erhöhung der Dosis bis zur Giftigkeit.

Die unmoderier­te Debatte im Privatsend­er ATV markiert den bisherigen Tiefpunkt dieser Wahlausein­andersetzu­ng. Beobachtet von Kiebitzen am Spielfeldr­and verkrallte­n sich

Edie beiden schon bald ineinander, als handelte es sich um einen Hundekampf. Gegensätzl­iche Vorstellun­gen von Politik, vom Leben, von Dialogführ­ung zerstörten nach kürzester Zeit jeden Ansatz eines Gesprächs. Nach wenigen Minuten war offensicht­lich, dass die zwei Menschen einander auch persönlich nicht mögen. Nicht mehr mögen. Das zu beobachten war peinlich, ja entwürdige­nd, auch für den Zuseher. rkenntnisg­ewinn brachte der Abend dennoch: Norbert Hofer ist das Lamm nicht, als das er sich gerne gibt. Sein destruktiv­er Diskussion­sstil, den Van der Bellen schon bald selber übernahm, zielt auf die Störung der Argumentat­ionslinien des anderen. Und der professora­le, dünnhäutig­e Stil Van der Bellens scheitert im harten Gespräch an mangelnder Selbstkont­rolle.

Fazit: Um ein verbindend­es Amt sollte nicht im Arenastil gekämpft werden. Sie erreichen den Autor unter

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