Jihadistenprozess geht heute weiter
In Graz liefen schon einige Prozesse wegen Jihadismus und Terrorismus.
Heute wird in Graz der Prozess gegen die Zentralfigur – laut Staatsanwalt den „Popstar“– der Jihadistenszene in Österreich fortgesetzt: Mirsad O. ( Ebu Tejma), ein Wiener Prediger serbischer Herkunft, dessen auf Deutsch gehaltene Predigten und Vorträge im Internet massenhaft verbreitet wurden, steht wegen Anstiftung zu terroristischen Straftaten (Mord) vor einem Geschworenensenat.
Zuletzt war die Öffentlichkeit von der Verhandlung ausgeschlossen, weil Zeugen mit dem Tod bedroht wurden. Mitangeklagt ist der Tschetschene Muchbarek T.
In Graz wird schwerpunktmäßig die österreichische Szene aufgearbeitet. Jihadisten verste- hen den Jihad (Heiliger Krieg) als bewaffneten Kampf gegen „Ungläubige“, um einen islamischen Staat (Kalifat) zu errichten. Das steht im Gegensatz zum Jihad als „religiöses Bemühen“, wie ihn gemäßigte Moslems interpretieren.
Schon verurteilt (acht Jahre) wegen terroristischer Vereinigung und krimineller Organisation ist der in Graz lebende Bosnier Fikret B. Der tschetschenische Prediger Visit D. wurde ebenfalls schon verurteilt, weil er in einer Grazer Moschee Kämpfer für den IS rekrutiert haben soll. Er bekam dafür sechs Jahre Haft. Zwei Mitangeklagte fassten je fünf Jahre aus, für die übrigen fünf setzte es geringere Strafen.
Sevket G. und Ömer G. sind ein türkisches Brüderpaar, das im März in Graz vor Gericht stand: Sevket G. soll sich dem IS angeschlossen haben und wurde auch bei Kampfhandlungen in Syrien verwundet. Danach soll er versucht haben, seinen jüngeren Bruder zu rekrutieren. Sevket G. bekam zehn Jahre, sein Bruder wurde freigesprochen. (Alle Urteile sind noch nicht rechtskräftig.)
Am 2. Juni wird gegen zwei Jugendliche (19 und 16) aus Syrien verhandelt, die 2015 als Flüchtlinge nach Österreich gekommen sind. Beide sollen Mitglieder islamistischer Organisationen gewesen sein – der Jüngere als „Scharia-Polizist“. Weitere Verfahren werden noch folgen.