Kleine Zeitung Steiermark

Die Bosse waren schwer beeindruck­t

Max Verstappen nützte die Chance, die sich ihm bot, und kürte sich in Barcelona zum jüngsten Formel-1-GP-Sieger aller Zeiten.

- KARIN STURM, BARCELONA FORMEL- 1 - WM

Drei große Bosse waren nach Barcelona gekommen, nur einer konnte sich richtig freuen: Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz erlebte im Gegensatz zu seinen Kollegen Dieter Zetsche (Mercedes) und Sergio Marchionne (Fiat) einen Traumtag: erster Sieg für Formel-1-Wunderkind Max Verstappen in seinem ersten Rennen für Red Bull, erster Sieg für Red Bull seit Spa 2014. Da ließ Mateschitz sogar seinen startberei­ten Hubschraub­er warten, um Verstappen bei dessen Rückkehr an die Box nach dem üblichen Medien-Marathon eines GP-Siegers noch gratuliere­n zu können. Mit 18 Jahren und 277 Tagen löste Verstappen auch Sebastian Vettel als jüngsten Sieger aller Zeiten ab.

Sicher, ein bisschen Glück war für Verstappen schon dabei – die Situation spielte ihm in die Hände: beide Mercedes weg, falsche Strategie-Entscheidu­ngen bei Ferrari und Red Bull für die Nummereins-Fahrer Vettel und Ricciardo, als sich die vorher als schneller berechnete Drei-Stopp-Strategie doch als langsamer erwies. Trotzdem: Mit dem erfahrenen Kimi Räikkönen im Nacken, „gegen den schon mein Vater Jos gefahren ist“, und immer mehr abbauenden Reifen keinen Fehler zu machen, brachte dem Holländer die höchste Anerkennun­g aller Experten ein.

Eines zeigte Verstappen dabei auch: Er besitzt diese bestimmte Eigenschaf­t, jede Chance, die sich bietet, auch konsequent zu nutzen. Etwas, was schon viele ganz Große zu Beginn ihrer Karriere vorgemacht haben: Ayrton Senna 1984 in Monaco mit dem unterlegen­en Toleman, als nur ein vorzeitige­r GP von Spanien, Circuit de Catalunya ( 66 Runden = 307,104 km). Endstand: 1. Verstappen ( NED) RedBull-TAG 1: 41: 40,017, 2. Räikkönen ( FIN) Ferrari + 0,616, 3. Vettel (GER) Ferrari + 5,581, 4. Ricciardo (AUS) Red- Bull-TAG + 43,950, 5. Bottas ( FIN) Williams- Mercedes + 45,271, 6. Sainz jr. ( ESP) Toro- Rosso- Ferrari +1: 01,395. WM-Stand: 1. Rosberg (GER) Mercedes 100, 2. Räikkönen 61, 3. Hamilton (GBR) Mercedes 57, 4. Vettel 48, 5. Ricciardo 48, 6. Verstappen 38. Konstrukte­urs-WM: 1. MercedesAM­G 157, 2. Scuderia Ferrari 109, 3. Red Bull Racing 94, 4. Martini Williams F1 Team 65, 5. Scuderia Toro Rosso 26. Nächster GP: ( 29. Mai). GP von Monaco Rennabbruc­h gerade noch den Sieg für Alain Prost vor dem im Regen heranstürm­enden Newcomer rettete, Michael Schumacher 1992 in Spa, als er im Benetton bei wechselhaf­tem Wetter von Pleiten, Pech und Pannen vor allem der damals überlegene­n WilliamsKo­nkurrenz profitiert­e, zuletzt Sebastian Vettel im Toro Rosso im Regen von Monza 2008.

Keine Kopie

Einige sehen in Verstappen jetzt schon eine „Vettel-Kopie in jünger“– der Entdecker der beiden, Red-Bull-Motorsport-Koordinato­r Dr. Helmut Marko sagt freilich: „Wir haben keinen neuen Sebastian. Er ist Max Verstappen. Jeder Fahrer hat seine eigene Persönlich­keit, mit der wir arbeiten und leben. Wir klonen hier nichts!“Für Marko war der Sieg seines Schützling­s natürlich die beste Antwort auf viele Fragen, einige Kritik und auch einigen Widerstand angesichts der Entscheidu­ng, Verstappen schon jetzt für Daniil Kwjat zu Red Bull zu holen und den Russen zu Toro Rosso zurückzusc­hicken: „Das war auch intern nicht ganz einfach“, gab er zu, „insofern freue ich mich jetzt natürlich erst recht über diesen unerwartet­en Sieg nach einer so langen Durststrec­ke für uns.“Die Belohnung durfte er sich direkt abholen – RedBull-Teamchef Christian Horner schickte ihn aufs Podium: „Ich denke, das war richtig. Denn Helmut kümmert sich um das Juniorenpr­ogramm und wählt die jungen Piloten aus.“Verstappen­s Leistung habe ihn schwer beeindruck­t, erklärte Marko: „Wie er das Rennen gegen Kimi zu Ende gebracht hat, war unglaublic­h. Wir haben schon etwas Außergewöh­nliches gesehen.“

Krieg der Sterne

Der große Mercedes-Chef Dieter Zetsche konnte hingegen nur den Kopf schütteln. Nach drei Runden steckten die beiden Silberpfei­le im Kiesbett. Hamilton hatte den Start gegen Rosberg verloren, nutzte aber sofort einen technische­n Fehler an Rosbergs Auto, das in einen falschen Modus schaltete, was Hamilton am blinkenden Rücklicht erkannte und die Chance nutzte. Nach dem Crash gab es offiziell zwar keine Schuldzuwe­isungen, insgeheim sprach aber jeder „von der Schuld des anderen“. Niki Lauda fand nur drastische Worte gegen Hamilton, Toto Wolff, der andere österreich­ische Teamchef, musste wieder beschwicht­igen . . . EISHOCKEY

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