Kampf am Krankenbett
Theater im Bahnhof: Neues Stück vermisst das Thema Demenz. Ab heute.
Es ist ein Thema, das mit dem Älterwerden der eigenen Eltern dringender wird: Pflege. Könnten wir es uns leisten, unsere Eltern zu Hause zu pflegen? Geben wir sie in Obhut professioneller Hilfe im Heim? Oder holen wir eine 24-Stunden-Kraft in die intime Situation der Familie?
Das Thema Krankheit beschäftigt das Grazer Theater im Bahnhof (TiB) schon lang: 2002 wurde das selbst geschriebene „LKH – Eine Theaterserie“mit dem Nestroy für die beste Off-Produktion ausgezeichnet, im Vorjahr analysierte man in „Die gekränkte Gesellschaft“die Leiden der Menschen in Graz. Und nun, in der letzten Produktion vor dem Sommer, verhandelt das TiB in „Warum ich meine demente Mutter belüge“das Thema Alzheimer. Helmut Köpping, der Regie führt, geht es dabei um das System dahinter. „Über das Thema Ge- des Wortes. Man habe sie gefangen genommen, und sie werde nun vom Feind bewacht.“
„Der Titel hat uns sofort gehabt. Das Buch hält eine gute Balance zwischen Tragik, Komik, Absurdität“, sagt Köpping. Ausgehend von diesen Motiven, hat er mithilfe von Interviews oder dokumentarischem Material einen Text erarbeitet. Erzählt wird aus drei Perspektiven: jener der Tochter der dementen Mutter, jener der slowakischen Pflegerin sowie aus jener der besten Freundin der Tochter. Und: „Eine Frage, die wir uns stellen: Ist es manchmal leichter, einfach zu lügen?“
Eine andere Premiere feiert Helmut Köpping im Sommer: die Uraufführung des Films „Hotel Rock ’n’ Roll“, bei dem er mit Michael Ostrowski Regie führte und nach „Nacktschnecken“und „Contact High“wieder als Gerhard Loibnegger zu sehen sein wird – diesmal als Bankbeamter. GRAZ. Aus der Komplexität zur Einfachheit. So könnte man die differenzierte Tonsprache des Komponisten Franz Zebinger auf einen kurzen Nenner bringen. Im Oratorium „Feuer vom Himmel“gestaltet der steirische Komponist in zwölf Abschnitten ein allgemeingültiges Statement zum Pfingstgeschehen. Wobei manche Textpassagen von Andrea Wolfmayr, die mit Bibel- und Liturgiezitaten verknüpft sind, gerade heute aktueller denn je erscheinen.
Zebinger arbeitet detailgenau, gibt so manchem einzelnen Wort interpretatorischen Spielraum, lässt das Geschehen in farbiger Tonsprache abspulen und verleiht ihm mit instrumentaler Farbigkeit Schattierung und Kontur.
Auf den Tag genau vor zwölf Jahren erfuhr das Werk am selben Ort, nämlich in der Andräkirche, seine Uraufführung. Zum 70. Geburtstag des Komponisten wagte Josef Doeller mit seiner vorzüglich disponierten Domkantorei sowie einem bestens vorbereiteten Instrumentalensemble der Kunstuniversität neuerlich eine Aufführung des schwierig zu realisierenden Werkes.
Dank der intensiven und werkkundigen Leitung gestalteten sich die knapp 80 Minuten Aufführungsdauer eindringlich und kurzweilig. Das Vokalquartett mit Natalya Ryabova (Sopran), Vaida Raginskyte (Alt), Andrejus Kalinovas (Tenor) und István Szecsi (Bass) trug mit sich teilweise auf reine Deklamationen beschränkter und somit dem Wort noch mehr Bedeutung verleihender Gestaltung ganz wesentlich zum heftig akklamierten Gesamteindruck bei. Franz Zebinger durfte sich freuen