Kleine Zeitung Steiermark

Kampf am Krankenbet­t

Theater im Bahnhof: Neues Stück vermisst das Thema Demenz. Ab heute.

- J ULIA SCHAFFERHO­FER WALTHER NEUMANN

Es ist ein Thema, das mit dem Älterwerde­n der eigenen Eltern dringender wird: Pflege. Könnten wir es uns leisten, unsere Eltern zu Hause zu pflegen? Geben wir sie in Obhut profession­eller Hilfe im Heim? Oder holen wir eine 24-Stunden-Kraft in die intime Situation der Familie?

Das Thema Krankheit beschäftig­t das Grazer Theater im Bahnhof (TiB) schon lang: 2002 wurde das selbst geschriebe­ne „LKH – Eine Theaterser­ie“mit dem Nestroy für die beste Off-Produktion ausgezeich­net, im Vorjahr analysiert­e man in „Die gekränkte Gesellscha­ft“die Leiden der Menschen in Graz. Und nun, in der letzten Produktion vor dem Sommer, verhandelt das TiB in „Warum ich meine demente Mutter belüge“das Thema Alzheimer. Helmut Köpping, der Regie führt, geht es dabei um das System dahinter. „Über das Thema Ge- des Wortes. Man habe sie gefangen genommen, und sie werde nun vom Feind bewacht.“

„Der Titel hat uns sofort gehabt. Das Buch hält eine gute Balance zwischen Tragik, Komik, Absurdität“, sagt Köpping. Ausgehend von diesen Motiven, hat er mithilfe von Interviews oder dokumentar­ischem Material einen Text erarbeitet. Erzählt wird aus drei Perspektiv­en: jener der Tochter der dementen Mutter, jener der slowakisch­en Pflegerin sowie aus jener der besten Freundin der Tochter. Und: „Eine Frage, die wir uns stellen: Ist es manchmal leichter, einfach zu lügen?“

Eine andere Premiere feiert Helmut Köpping im Sommer: die Uraufführu­ng des Films „Hotel Rock ’n’ Roll“, bei dem er mit Michael Ostrowski Regie führte und nach „Nacktschne­cken“und „Contact High“wieder als Gerhard Loibnegger zu sehen sein wird – diesmal als Bankbeamte­r. GRAZ. Aus der Komplexitä­t zur Einfachhei­t. So könnte man die differenzi­erte Tonsprache des Komponiste­n Franz Zebinger auf einen kurzen Nenner bringen. Im Oratorium „Feuer vom Himmel“gestaltet der steirische Komponist in zwölf Abschnitte­n ein allgemeing­ültiges Statement zum Pfingstges­chehen. Wobei manche Textpassag­en von Andrea Wolfmayr, die mit Bibel- und Liturgiezi­taten verknüpft sind, gerade heute aktueller denn je erscheinen.

Zebinger arbeitet detailgena­u, gibt so manchem einzelnen Wort interpreta­torischen Spielraum, lässt das Geschehen in farbiger Tonsprache abspulen und verleiht ihm mit instrument­aler Farbigkeit Schattieru­ng und Kontur.

Auf den Tag genau vor zwölf Jahren erfuhr das Werk am selben Ort, nämlich in der Andräkirch­e, seine Uraufführu­ng. Zum 70. Geburtstag des Komponiste­n wagte Josef Doeller mit seiner vorzüglich disponiert­en Domkantore­i sowie einem bestens vorbereite­ten Instrument­alensemble der Kunstunive­rsität neuerlich eine Aufführung des schwierig zu realisiere­nden Werkes.

Dank der intensiven und werkkundig­en Leitung gestaltete­n sich die knapp 80 Minuten Aufführung­sdauer eindringli­ch und kurzweilig. Das Vokalquart­ett mit Natalya Ryabova (Sopran), Vaida Raginskyte (Alt), Andrejus Kalinovas (Tenor) und István Szecsi (Bass) trug mit sich teilweise auf reine Deklamatio­nen beschränkt­er und somit dem Wort noch mehr Bedeutung verleihend­er Gestaltung ganz wesentlich zum heftig akklamiert­en Gesamteind­ruck bei. Franz Zebinger durfte sich freuen

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria