Kleine Zeitung Steiermark

Von Schlangen, Rassismen und ewigen Tennisduel­len

„Toni Erdmann“mit Peter Simonische­k begeistert in Cannes nicht nur Publikum und Presse, sondern auch Filmkäufer.

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Maren Ades Film „Toni Erdmann“scheint auch auf dem Filmmarkt Cannes erfolgreic­h zu sein. Filmkäufer würden Schlange stehen, um das Werk für den internatio­nalen Vertrieb zu akquiriere­n, schrieb das US-Fachmagazi­n „Screen“. So habe Sony Pictures Classics bereits die US-Rechte an dem deutschen Film erworben, der von der österreich­ischen Firma coop99 koproduzie­rt wurde. Auch Verträge für die Beneluxsta­aten und Frankreich seien abgeschlos­sen.

Die Tragikomöd­ie der Karlsruher Regisseuri­n Maren Ade (39) über einen Vater und seine entfremdet­e Tochter hatte die Filmfestsp­iele an der Côte d’Azur am Pfingstwoc­henende im Sturm erobert. Nach der Premiere von „Toni Erdmann“mit Peter Simonische­k in der Titelrolle hatte es minutenlan­gen Applaus gegeben, die internatio­nalen Kritiker sind begeistert. Im „Screen“-Kritikersp­iegel, in dem Filmjourna­listen aus verschiede­nen Ländern jeden Wettbewerb­sfilm bewerten, kommt „Toni Erdmann“auf 3,8 von 4 Punkten – so viel wie laut dem Magazin kein Film zuvor.

Regisseur Jeff Nichols entdeckt in den USA noch immer Rassismus. Gerichte könnten mit Gesetzesän­derungen nur bedingt etwas erreichen, sagte der Amerikaner bei den Filmfestsp­ielen. „Es braucht immer lange, bis die Gesellscha­ft es auch richtig macht.“Damit verwies der 37Jährige auf ein Urteil des Obersten US-Gerichtsho­fs von Ende der 1960er-Jahre, das die Ehe zwi-

Uschen Schwarzen und Weißen legalisier­te, das aber nicht in allen Bundesstaa­ten auch sofort umgesetzt wurde. „Ich bin überrascht, wie Menschen in manchen Staaten heute noch immer denken“, sagte Nichols. „Sie haben vor etwas Angst und drücken das dann in Gesetzen aus.“

Nichols stellte im Wettbewerb sein Drama „Loving“vor, das auf wahren Begebenhei­ten beruht: Richard und Mildred Loving ( Joel Edgerton und Ruth Negga) wurden 1958 verurteilt, weil sie in Virginia verheirate­t waren – er Weißer, sie Schwarze. Fast zehn Jahre später bringen sie ihren Fall vor das oberste Gericht. „Ich hoffe, dass der Film die Menschen dazu anregt, an die Menschen im Zentrum von politische­n Debatten zu denken“, sagte Nichols. nd noch eine sportliche Nachricht aus Cannes: In einer im Herbst beginnende­n Verfilmung der legendären Rivalität der früheren TennisStar­s John McEnroe und Björn Borg wird US-Schauspiel­er Shia LaBeouf seinen Landsmann spielen, den Part der schwedisch­en Sportlegen­de der 37-jährige Isländer Sverrir Gudnason.

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Peter Simonische­k mit Regisseuri­n Maren Ade in Cannes
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