DIE KRIMTATAREN
Auf der ukrainischen Halbinsel Krim gehören zwölf Prozent der Minderheit der Krimtataren an. Die heutige Minderheit stellte einst die Bevölkerungsmehrheit. Zarenzeit: Nach der Einverleibung durch das russische Zarenimperium 1783 wurden wegen der strategisch wichtigen Lage immer mehr Russen dort angesiedelt. Daher wanderten viele der turksprachigen Krimtataren ins Osmanische Reich aus. Ein Trauma für das muslimische Volk ist die Deportation von fast 200.000 Krimtataren 1944 nach Zentralasien auf Befehl Josef Stalins. Erst die Politik der Perestroika Ende der 1980er-Jahre ermöglichte ihnen die Rückkehr. Die Einverleibung der Krim durch Russland 2014 bedeutet neue Repressionen für die Tataren. Westens gegen Russland“und einem „Ergebnis der antirussischen Politik“sprechen.
Im Vorfeld hatte die EBU (Dachverband der Eurovision) „1944“allerdings prüfen müssen und entschieden, dass der Text, da die aktuelle Krim-Situation darin nicht behandelt werde, regelkonform sei und „keine politische Botschaft“enthält. Sängerin Jamal thematisiert im Song die Vertreibung ihrer Urgroßmutter (der Titel steht für die Jahreszahl) und wünscht sich im zweiten Teil des Lieds „eine Zukunft, in der die Menschen frei sind zu leben und zu lieben“.
Nach dem alten Voting-System wäre Australiens Dami Im mit „Sound of Silence“zur Siegerin gekürt worden. Sie hätte mit 320 Punkten vor der Ukraine (279) und Russland (240) triumphiert. Heuer wurde auf Schwedens Wunsch eine neue Punktevergabe eingeführt. Für Zoë wäre es übrigens gleich gelaufen: Rang 13. Besonders krass war der Gegensatz von Fachjury und Televoting bei der Beurteilung von Österreich und von Polen.
Für den ORF war die Übertragung ein toller Erfolg: Im Schnitt fieberten 1,12 Millionen Zuschauer mit. Angesichts des weltweit wachsenden Zuseherinteresses – jüngst auch in China und den USA – konkretisieren sich die seit Jahren laufenden Gespräche nach einem globalen Wettsingen unter dem Titel „Worldvision“.