„Wieder mehr
AMS-Vorstand Johannes Kopf hält einen baldigen Stimmungsumschwung in der Wirtschaft für möglich, wenn sofort ein Unternehmenspaket geschnürt wird.
Die hohe Arbeitslosigkeit ist wahrscheinlich Österreichs größtes Problem. Was braucht das Land jetzt am dringendsten? JOHANNES KOPF: Österreich ist in einer sehr schwierigen Situation, auch wenn sich die Arbeitslosigkeit im April für mich überraschend entwickelt hat, in dem Sinne, dass der Anstieg weniger stark ausgefallen ist, als wir erwartet hatten. Speziell positiv war der Bau. Möglicherweise wächst die Wirtschaft stärker, als die Wirtschaftsforscher prognostizieren. Aber ich will im Moment auf keinen Fall Optimismus wecken.
Könnte das trotzdem heißen, dass der für die zweite Jahreshälfte und für 2017 und 2018 erwartete weitere Anstieg der Arbeitslosigkeit gestoppt werden kann? KOPF: Nach unseren Prognosen wird das Arbeitskräfteangebot vor allem durch Zuzug aus EULändern weiter stärker wachsen als das Jobangebot. Bei den Geflüchteten werden heuer wohl weniger als die 30.000 erwarteten Neuzugänge auf den Arbeits- markt kommen. Die Verfahren dauern offenbar doch länger. 8000 mehr als vor einem Jahr waren es Ende April, damit betreuen wir derzeit 23.000.
Weil Sie die Bauwirtschaft besonders erwähnt haben: Ist diese nicht traditionell ein Instrument, mit dem die „neue“Regierung am schnellsten für mehr Beschäftigung sorgen könnte? KOPF: Der interessanteste Bau für mich ist der Industrieanlagenbau, weil da nachher jemand in den Hallen arbeiten wird. Tut sich dort auch schon etwas? Dazu fehlen mir momentan Informationen. Wir brauchen rasch ein Klima, das Investitionen im großen Stil freisetzt. Die Unternehmen haben Geld. Wenn mir ein Unternehmer erzählt, dass ihn ein einzelner Arbeitsinspektor so sekkiert hat, dass er nicht mehr in Österreich investieren will, dann ist das dramatisch, auch wenn es nicht rational ist. Es geht überall um Vertrauen, Emotion. Wir brauchen sehr klare Signale, um die schlechte Stimmung zu drehen. Wir brauchen einen großen Ruck. Ziel muss sein, mehr Wachstum zu haben als Deutschland.
Was soll den Ruck bringen? Eine Reformagenda wie einst von Gerhard Schröder in Deutschland? KOPF: Weniger als die Hälfte der Arbeitslosensenkung in Deutschland geht auf Hartz IV zurück, den größeren Effekt hatte die Verlagerung der Lohnbildung von Tarifverträgen auf Einzelbetriebsebene. Viel eleganter, als wie