Wachsen als Deutschland“
Deutschland den größten Niedriglohnsektor Europas aufzubauen, wäre es aber, die Arbeit auf der Lohnnebenkostenseite zu entlasten, da haben dann die Leute nicht weniger Geld.
Das wäre der wichtigste Punkt? KOPF: Ein ganz wichtiger, aber es braucht gleich mehrere Reformen. Ich glaube, dass bei der Entlastung des Faktors Arbeit ein Kompromiss möglich ist, wenn sichergestellt wäre, dass nachgewiesenermaßen jeder Euro – wenn im Zuge eines Systemumbaus manche Steuer eingeführt oder erhöht werden muss – unmittelbar in die Senkung der Lohnnebenkosten ginge. Es darf nicht das Gefühl entstehen, schon wieder werden nur die Steuern erhöht. Es gibt dazu sehr gute Vorschläge vom Wifo. Niedrigere Arbeitskosten und weniger Bürokratie für Betriebe sind sofort beschäftigungswirksam. Enorme Signalwirkung hat auch das Bildungsthema. Wer eine neue Werkshalle baut, muss vertrauen können, künftig gute Mitarbeiter und Lehrlinge zu bekommen.
Sind Sie von der Bildungsreform enttäuscht? KOPF: Nein, ich habe mich zum Beispiel sehr über das zweite Kindergartenjahr gefreut. Aber bitte viel mehr noch in diese Richtung. Es kann ja nicht sein, dass mein jüngster Sohn Oscar ( 2 Jahre alt, Anm.) so dramatisch viel schlechtere Chancen hätte, würde er in einer Familie mit Migrationshintergrund groß.
Wie schnell kann ein mungsumschwung gelingen?
Mit einem Unternehmenspaket und gemeinsamer ordentlicher PR meines Erachtens sehr schnell. Wir müssen so viel auf die Beine stellen, dass wir mit einem Reformpaket im „Spiegel“stehen. Darauf hoffe ich. Zwischen all den schlechten Nachrichten der vergangenen Jahre am Arbeitsmarkt gab es ja auch einzelne gute. Eine besonders aufregend gute war der neue Großauftrag für Magna, wo das AMS die Aufgabe hat, in Graz 3000 neue Stellen zu besetzen. Warum wird das aus England nach Graz ausgelagert? Weil es dort nicht genug Fachkräfte gibt. Diese Sonderstellung, dass es bei uns wirklich gute Leute gibt, müssen wir festigen. Dann brauchen wir uns vor Industrie 4.0 nicht fürchten. Stim-
Haben Sie Arbeitsmarktprognosen unter dem Titel Industrie 4.0?
Radikale Veränderungen hat es immer gegeben. Dass seit 160 Jahren immer wieder befürchtet wurde, dass uns die Arbeit ausgeht, dies aber nicht eintrat, lässt mich vermuten, dass es auch diesmal nicht passieren wird. Entscheidend für die Bewältigung solcher Veränderungen ist aber Lernfreude, Lernfähigkeit. Daher sollte die Initiative für eine Ausbildungspflicht bis 18 noch entschiedener verfolgt und durch weitere Maßnahmen auch in Schule und Kindergarten unterstützt werden.