Auftrags- und Maulwerke
Wenn Schönberg und Freud aus dem Klavier sprechen: Am Freitag startet die zweite Ausgabe der biennalen Tage Neuer Musik Graz.
TA G E N E U E R M U S I K G R A Z
Dem schier unerschöpflichen Thema „Musik und Sprache“verschreiben sich die diesjährigen Tage Neuer Musik Graz. Dementsprechend facettenreich ist das dreitägige Programm. Den Auftakt machen am Freitag die „Maulwerker“. Zum ersten Mal in Graz gastierend, gibt das legendäre Berliner Vokal- und Performancekollektiv Dieter Schnebels „Redeübungen“in einer Neuversion für vier Stimmen. Als Doyen der kompositorischen Auslotung des Verhältnisses von Stimme, Körper und Musik ließ sich der 86-Jährige nicht lange bitten und wird persönlich zugegen sein.
Treibende Kräfte der Förderung von zeitgenössischer Musik in der Steiermark wie die Internationale Gesellschaft für neue Musik (IGNM) Steiermark, das Ensemble Schallfeld, das Kulturzentrum bei den Minoriten, open music, die andere saite und das Konzerte vom 20. bis 22. Mai, Beginn jeweils um 18 Uhr, Minoritensaal. Diskussionen am 21. und 22. Mai jeweils um 15 Uhr im Cubus bei den Minoriten. Mariahilferplatz 3, 8010 Graz. Karten: Tel. ( 0316) 71 11 33-29 www.tnmg.at Ensemble Zeitfluss gestalten die Konzertblöcke.
Die vielfältigen Ansätze der Näherung an das Motto werden in Uraufführungen von Anahita Abbasi, Joanna Wozny und Thomas Wally unter Beweis gestellt. Und von Elisabeth Harnik: Die 45-jährige Grazerin beschäftigt sich im Auftragswerk „im Möglichkeitsraum aus Händen“auf Basis eines gebärdensprachlichen Texts nach dem Gedicht „Hände ohne Ende“von Romeo Seifert mit Gebärdenzeichen.
Neben den Uraufführungen sind auch die Repertoirepflege und das Wiederhören zeitgenössischer Kompositionen ein dezidiertes Anliegen des Festivals. So wird ein breiter Querschnitt der thematischen Auseinandersetzung mit Musik und Sprache jüngerer und etablierter, heimischer und internationaler Komponierender geboten, darunter Klaus Dorfegger, Beat Furrer, Olga Neuwirth oder Luigi Nono. Viele davon werden als Erstaufführungen in Graz präsentiert, etwa Peter Ablingers „Quadraturen IIIf “, - IIIg“und -IIIh“. Ein extra zu diesem Zwecke am Grazer Institut für elektronische Musik entwickeltes computergesteuertes Autoklavier resynthetisiert historische Originalaufnahmen von Sigmund Freud und Arnold Schönberg.
Abgerundet werden die Konzerte von zwei Diskussionsrunden zum Thema, geleitet von Christa Brüstle und Clemens Nachtmann. Ein Kaleidoskop an kompositorischen und theoretischen Reflexionen zum Verhältnis von Musik und Sprache darf in den drei Tagen Neuer Musik Graz jedenfalls erwartet werden. GRAZ. „Pfingst Klang“– so hieß eine dreiteilige Reihe ganz unterschiedlich gearteter Konzerte, die Alois J. Hochstrasser initiierte. Zweimal las die Grazer Schauspielerin Aglaia Szyszkowitz Reflexionen zur musikalischen Mystik, verfasst von der Weizer Autorin Andrea Sailer.
Das Programm im Weizer Kunsthaus vom Freitag wurde abends darauf im nicht übervollen Stefaniensaal wiederholt, wobei der Wiener Pianist Gottlieb Wallisch mit transparenter Anschlagskultur den Solopart von Mozarts C-Dur-Konzert KV 503 (dem längsten der vier in dieser Tonart) vortrug. In Anton Bruckners f-Moll-Messe, bisweilen auch „Große Messe“genannt, entfachte Hochstrasser mit dem Grazer Concertchor und der Pannonischen Philharmonie eine mächtige Klangwolke.
Eindeutig der musikalische Höhepunkt der Trilogie war am Pfingstsonntag ein DuoAbend im Minoritensaal. Da führten die Wiener Pianistin Barbara Moser und Franz Bartolomey, Ex-Solocellist der Wiener Philharmoniker, bei Schumann, Beethoven und Brahms exemplarisches Zusammenspiel vor. Viel Applaus für die beiden Hochkaräter.
Zum Finale erklang Joseph Haydns Oratorium „Die Schöpfung“in der Herz-Jesu-Kirche. Zusammen mit dem Solistenterzett Nicola Proksch (Sopran), Marlin Miller (Tenor) und Markus Volpert (Bass) sang der Concertchor wiederum höchst akkurat. War die musikalische Gestaltung anfänglich ein wenig „durchwachsen“, konnte man letztlich aber resümieren: „Ende gut, alles gut.“