Denn alle Welt will Achtsamkeit
Achtung Achtsamkeit. braumüller, 96 Seiten, 14,90 Euro. Allzu lange ist es auch wieder nicht her, da ersannen kreative Geister für den Begriff Achtsamkeit diese Schreibweise: 8samkeit. Die Ziffer ist kein schlechtes Symbol für eine Verhaltensweise, die rasant in eine Endlosschleife geraten ist. Alle Welt will Achtsamkeit, lautet die Parole höchst mobiler Sinnverkäufer im Außendienst, die allerdings in ihrem missionarischen Eifer übersehen, dass dies sehr leicht auch zu einer Überforderung führen kann.
Zumal Achtsamkeit ja auch als Synonym für Aufmerksamkeit gilt. Die wiederum erfordert ein immer größeres Maß an emotionaler Bringschuld, die natürlich beim Nächsten und Übernächsten beginnt und in der noch freien und halbwegs intakten Natur, die auch gebührend beachtet werden will und muss, noch lange nicht endet. „Achtung Achtsamkeit“betitelt Peter Strasser seine durchwegs eher zynischen Auseinandersetzungen mit „scheinsamtpfotigen Achtsamkeitsideologen“und den „Falschtönern und chronischen Menschheitsverbesserern“.
Der Grazer Philosoph schart kluge Geister wie Leibniz, Kant, buddhistische Meister und natürlich auch seinen unentbehrlichen Mops um sich und offeriert – höchst doppelbödig und sarkastisch – die „Zehn Gebote der Achtsamkeit“. Gebot Nummer 8: „Bloß nicht einfach bloß dreinschauen.“Das ist nach Lektüre des ebenso wachsamen wie beachtlichen Zeitbefundes garantiert nicht der Fall. Lesung von Peter Strasser aus „ Achtung Achtsamkeit“: heute, 19 Uhr, Literaturhaus Graz, Elisabethstraße 30a. I N T E R N AT I O N A L B O O K E R PRIZE