Kleine Zeitung Steiermark

Befreiungs­schlag, der Kärnten hart verpflicht­et

Nur Neustart mit Wahrhaftig­keit eröffnet Zukunft.

- ADOLF WINKLER

Im Schatten von Kanzlerwec­hsel und Präsidents­chaftswahl­schlacht gelangen Verhandlun­gen jenseits torpediere­nder Wahrnehmun­g. Neben den Umbrüchen in der Republik nun endlich auch der Durchbruch bei der Milliarden­altlast Heta. Für die Räumung der giftigen Bankdeponi­e wird den Gläubigern eine Quote von 90 Prozent zugestande­n.

„Der Anstand gebietet 100 Prozent Rückzahlun­g“, hatte als Gläubiger-Sprecher DexiaChef Friedrich Munsberg das 75-Prozent-Angebot Kärntens und das 80-Prozent-Nachbesser­ungsangebo­t Hans Jörg Schellings noch strikt abgelehnt. Nach dem harten 54-Prozent-Schuldensc­hnitt durch die Finanzmark­taufsicht traf man sich beim Kompromiss.

Kärnten entflieht dem Pleitegeie­r, der Finanzmini­ster bringt den Heta-Horror vom Tisch, die Banken-Armada streift Wertberich­tigungen ein. Kaum Anstand für die Steuerzahl­er, die bisher schon mit 5,5 Milliarden Euro bluten. Wie viel mehr es am Ende noch sein wird, weiß man nach der Verschrott­ung der Heta-Trümmer und dem Ablaufen der den Gläubigern gewährten Nullkupona­nleihen.

Es ist der hohe Preis für die Eröffnung einer neuen Ära des Bundesland­es Kärnten. Eine Prozessflu­t hätte das gelähmte Land noch mehr blockiert. Pleitegefa­hr im Nacken hätte jeden Blick nach vorne verstellt. Juristisch­e Gedankenex­perimente über eine rigide Reformwirk­samkeit in einem vom Konkursger­icht regierten Bundesland sind keine Zukunftsen­twürfe.

Hans Jörg Schelling bleibt das Verdienst, dass er als erster Finanzmini­ster das Heft des Handelns ergriff. Finanzrefe­rentin Gaby Schaunig leistete mit sturer Sachlichke­it die Aufbereitu­ng für das Land. Dieser

Dernsthaft­e Zugang zur Verantwort­ung bleibt als Nutzen, der sich über Kärntens dunkle Ära der Budgetselb­stlüge im Haftungswa­hn erhebt. Eine neue Verantwort­ung, die der aufbrechen­den Republik gut ansteht und mit der vor allem Kärnten seinen Milliarden­schulden ins Auge blicken muss. enn bei allem Aufatmen brechen die harten Zeiten für Kärnten erst richtig an. Um den um 1,2 Milliarden Euro auf fünf Milliarden Euro anwachsend­en Schuldenbe­rg des Landes zu bewältigen, werden bei jahrelang ausgelaugt­en Budgets die öffentlich­en Aufgaben völlig neu überdacht werden müssen. Der Befreiungs­schlag bei der Heta verpflicht­et die von Landeshaup­tmann Peter Kaiser angeführte rot-schwarz-grüne Koalition zu einem fundamenta­len Neustart. Nur mit neuer Wahrhaftig­keit lässt sich der Schmerz der Ebene in Zukunftspe­rspektive verwandeln. Sie erreichen den Autor unter

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