Starkstrommonteur in kurzen Hosen
AC/DC rocken Wien, Angus Young führt den verbliebenen Bandrest an.
Rocken, bis der Arzt kommt: Im Falle von AC/ DC gilt das wirklich wörtlich: Rhythmus-Gitarrist Malcolm Young schied 2014 dement aus der Band aus. Sänger Brian Johnson droht Gehörverlust – auch er ist nicht mehr live zu erleben. Schlagzeuger Phil Rudd hat Probleme mit Justiz und Drogen. So weit, so lädiert. Netzausfall bei den zwischen Hardrock und Blues festgeseilten Starkstrommonteuren aus Australien?
Nein, denn er steht noch immer auf der Kommandobrücke: Auch beim heutigen Auftritt im Wiener Ernst-Happel-Stadion (bei dem Axl Rose von Guns N’ Roses mit gebrochenem Fuß hinter dem Mikrofon sitzt) wird Ausnahmegitarrist und Frontmann Angus Young, 61 Lenze jung, quasi in Alleinkontrolle alles zusammenhalten: den Rock und das Rollen, die sechs Saiten und, last, but not least, die vergoldete Firmenkassa. ker aus dem Vollen schöpfen. Mit Zurückhaltung ziert er sich bei Auftritten ja nicht – und es sind, wie immer bei betagten Formationen, die Klassiker, die die Fanmassen im Takt schütteln lassen. „Highway to Hell“? Ja, ein Ticket bitte! „Let there Be Rock“? Sowieso! „Back in Black?“Da sind wir!
Wie weit Young allerdings mit dem Rumpf seiner Band, den Aushilfsmitgliedern und seinen umgeschnallten Gibson-Gitarren nun noch gehen will, bleibt ungewiss: „Niemand will, dass AC/ DC sich mit einer komplett neuen Aufstellung in eine Farce verwandeln“, meinte er dazu einmal in nachdenklicher Stimmung.
„AC/DC spielen keinen Rock ’n’ Roll. AC/DC sind Rock ’n’ Roll“, lautet ein Zitat. Gute Musik hat Menschen etwas voraus: An ihr beißt sich die Zeit, bekanntlich eine Konstante ohne Gnade, mitunter auch ihre Zähne aus.