Kleine Zeitung Steiermark

Jugendlich­e unter 15 haben gewählt

Erster Wahlskanda­l in einer kleinen Gemeinde in Niederöste­rreich.

- MICHAEL J UNGWIRTH

WIEN. Im Zusammenha­ng mit der Bundespräs­identenwah­l dürfte nun ein erster Fall eines echten Wahlbetrug­s aufgetauch­t sein. Wie Robert Stein, Leiter der Bundeswahl­behörde, gegenüber der Kleinen Zeitung berichtet, sollen in der kleinen niederöste­rreichisch­en Gemeinde Miesenbach einige Jugendlich­e gewählt haben, obwohl sie noch gar nicht das Wahlalter von 16 Jahren erreicht haben. Die genauen Hintergrün­de des Skandals liegen noch im Dunkeln. Stein deutet an, dass das Innenminis­terium in dieser Frage Strafanzei­ge gegen die illegalen Jungwähler erstatten werde. Wie viele Stimmen fälschlich­erweise abgegeben wurden, ist noch nicht ganz klar. Die Zahl liege aber im einstellig­en Bereich, so Stein.

Bisher hat das Innenminis­terium wie Ressortche­f Wolfgang Sobotka gestern erklärte, in fünf Fällen Anzeige erstattet, weil die Wahlkarten zu früh ausgezählt worden sein dürften. Es handelt sich dabei um vier Kärntner und einen steirische­n Wahlbezirk. Sobotka geht nicht davon aus, dass es zu einer Wiederholu­ng der Bundespräs­identen-Stichwahl kommt. Im oberösterr­eichischen Helfenberg wurden drei quasi überzählig­e ungültige Stimmzette­l einfach zerrissen.

Nach zwölf Jahren an der Spitze werden Sie den Rechnungsh­of in vier Wochen verlassen. Wie fällt Ihre Bilanz aus? JOSEF MOSER: Sehr gut. Der Rechnungsh­of ist mittlerwei­le eine Institutio­n höchster nationaler und internatio­naler Anerkennun­g.

Und er ist wohl so präsent wie nie zuvor. Woran liegt das? MOSER: Wir sind Themen angegangen, die den Leuten ein Anliegen sind. Etwa Pflege, Soziales oder Bildung – und das oft, bevor sich die Politik dafür interessie­rt hat. Es war immer unser Ziel, Prüfungen zu zukunftsre­levanten Fragen durchzufüh­ren.

80 Prozent der Rechnungsh­ofVorschlä­ge werden umgesetzt. Muss man dies loben oder die offenen 20 Prozent kritisiere­n? MOSER: Es ist positiv, dass 80 Prozent umgesetzt werden. Leider besteht aber dort, wo Systemände­rungen oder das Zusammenwi­rken mehrerer Gebietskör­perschafte­n erforderli­ch sind, wenig Reformbere­itschaft. Da geht es oft auch um Machterhal­t. Also füttern wir nur alte Strukturen und übersehen, dass das Geld nicht bei den Leuten ankommt.

Die wichtigste­n 20 Prozent der Vorschläge werden also umschifft? MOSER: Ja. In vielen Bereichen ist man offenbar der Meinung, dass Beharren besser ist als Bewegen. Aber wer stehen bleibt, verliert den Anschluss.

Hat Österreich den schon verloren? MOSER: Beim Wachstum sind wir abgerutsch­t, wir haben an Wettbewerb­sfähigkeit verloren. Auch die Arbeitslos­enzahlen steigen. Man sieht also, dass Österreich sein Potenzial nicht ausschöpft.

Dass der Standort schwächelt, liegt also an einem Reformstau. MOSER: Ja, weil man die notwendige­n Reformen nicht umsetzt. Der Staat hat Fett angesetzt, weil die Strukturen aufgebläht sind. Anschluss INTERVIEW

Der neue Kanzler Christian Kern verspricht einen „New Deal“. Ihr Vorgänger Franz Fiedler ist nicht sehr optimistis­ch. Und Sie? MOSER: Auch in der Vergangenh­eit war der Wille da. Jetzt geht es darum, diesen auch in konkreten Maßnahmen umzusetzen. Die Chance ist da. Handelt man nicht, gefährdet man die Zukunftsch­ancen unserer Kinder.

Kern spricht von 100 Tagen, die wir Zeit für große Reformen haben. Wie viel Zeit haben wir? MOSER: Reformmaßn­ahmen sind längst dringend notwendig.

Fiedler sagt, die Länder blockieren größere Projekte. MOSER: Ineffizien­zen gibt es auf allen Ebenen. Daher sind alle angehalten, Maßnahmen zu setzen, Bund, Länder und Gemeinden.

Am Ende des Tages muss aber irgendjema­nd Macht abgeben. MOSER: Es ist die Aufgabe der Politik, Steuergeld­er treuhänder­isch so einzusetze­n, dass die Bedürfniss­e der Menschen befriedigt werden – nicht die eigenen.

Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er kritisiert die Sozialpart­ner. MOSER: Jeder muss einen Beitrag zu Reformmaßn­ahmen leisten, auch die Sozialpart­ner. Die Politik hat die Aufgabe, klare Zielvorgab­en zu machen. Für die Umsetzung von Maßnahmen sollte jede Expertise genutzt werden. Da ist es positiv, wenn man Einrichtun­gen wie die Sozialpart­ner hat.

Die Zielvorgab­en sollten aber von der Regierung kommen, nicht von den Sozialpart­nern.

MOSER: Richtig, ohne Regierung geht’s nicht.

Sind die Sozialpart­ner zu stark? MOSER: Das ist eine politische Frage, die ich als Rechnungsh­ofpräsiden­t nicht bewerte.

Irmgard Griss hat abgelehnt, Ihnen nachzufolg­en. Wem würden Sie gerne den Hof übergeben? MOSER: Als Rechnungsh­ofpräsiden­t ist es wichtig, unabhängig zu agieren und sich nicht in Parteipoli­tik einzumisch­en. Wer auch immer mir nachfolgt, muss unabhängig und objektiv sein. Da starke

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