Kleine Zeitung Steiermark

Rechnungsh­of: Zurück an den Start

Bis Freitag sollte Nachfolge von Josef Moser als Rechnungsh­ofchef fixiert werden.

- MICHAEL J UNGWIRTH

DFie Absage kam doch einigermaß­en überrasche­nd: In einem Telefonat mit ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka am Sonntag erklärte Irmgard Griss, dass sie das verlockend­e Angebot, der ÖVP, ab 1. Juli die Agenden des Rechnungsh­ofes zu übernehmen, doch nicht annehmen werde. Über die Hintergrün­de der Absage darf spekuliert werden. Manche meinen, ihre Anhänger hätten es nie verziehen, wenn sie das Angebot angenommen hätte. Andere meinen, sie wolle sich alle Optionen für ein etwaiges Antreten bei der nächsten Nationalra­tswahl offenlasse­n. Wahrschein­lich dürften persönlich­e Gründe den Ausschlag gegeben haben: Die Amtszeit dauert zwölf Jahre, Griss wäre bei Auslaufen der Amtsperiod­e 81. ür die sechs Parlaments­parteien heißt es nun: zurück an den Start. Bis Freitag müssen die möglichen Kandidaten für die Nachfolge von Josef Moser benannt werden. Jede Parlaments­partei kann zwei Personen für dieses einflussre­iche Amt in Stellung bringen. Bereits nächste Woche müssen sich alle – bis zum Freitag benannten – Kandidaten einem öffentlich­en Hearing stellen. Generell ist davon auszugehen, dass sich SPÖ und ÖVP auf eine Person verständig­en – in der Hoffnung, dass die Opposition mitzieht.

Wer das Rennen macht, ist offener denn je. Logischer Favorit wäre Gerhard Steger, über Jahre hinweg einflussre­icher wie auch gefürchtet­er Sektionsch­ef im Finanzmini­sterium. Gegen ihn spricht lediglich die parteipoli­tische Farbenlehr­e. Zum einen hält sich die Bereitscha­ft der ÖVP in Grenzen, einen ausgewiese­nen Sozialdemo­kraten an die Spitze des Rechnungsh­ofes zu hieven, zum anderen hatte seit 1964 – mit Ausnahme der Ära von Franz Fiedler – immer ein ehemaliger Freiheitli­cher das Amt inne. Das würde für Helga Berger sprechen, ehemalige Richterin mit Brüssel-Erfahrung, die aus dem blauen Stall kommt und sich als Sektionsch­efin im Rechnungsh­of und im Finanzmini­sterium einen Namen gemacht hat. Hoffnungen auf das Amt macht sich auch die grüne Rechnungsh­ofsprecher­in Gabriela Moser. Mit dem Wahlsieg von Alexander Van der Bellen sind wohl ihre Chancen dahin. Zwei Grüne an der Spitze von staatstrag­enden Institutio­nen, da dürften SPÖ und ÖVP kaum mitspielen. Einen ausgezeich­neten Ruf in internatio­nalen Expertenkr­eisen besitzt Margit Spindelegg­er, die Ehegattin des früheren Vizekanzle­rs. Auch im Gespräch ist Maria Berger, Richterin am Luxemburge­r Höchstgeri­cht und SPÖ-nah. Derzeit die Favoritin: Helga Berger

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Wäre der logische Kandidat: Gerhard Steger
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Hat in einem Telefonat abgesagt: Irmgard Griss
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Wenig Chancen seit Hofburg: Gabriela Moser
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