Kleine Zeitung Steiermark

Frankreich­s heißer Streiksomm­er

Geschlosse­ne Tankstelle­n, bestreikte Züge, wütende Fluglotsen. Neun Tage vor dem Start der Fußball-EM droht Frankreich die große Blockade. Wo aber wird nun wann gestreikt? Ein Überblick.

- MARKUS ZOTTLER

Die Zahl der Protestier­enden habe sich verringert, hört man aus Frankreich. Dafür habe sich der Widerstand zugespitzt und radikalisi­ert. Immer klarer wird indes: Etwas mehr als eine Woche vor dem Beginn der Fußball-Europameis­terschaft droht Frankreich ein Transportc­haos der Sonderklas­se.

Weil die französisc­he Regierung Unternehme­n unterstütz­en und etwa Arbeitszei­tregelunge­n lockern will, sehen viele Arbeitnehm­ervertrete­r rot. Vor allem die größte Gewerkscha­ft CGT – die zweitgrößt­e CFDT hat sich in vielen Punkten mit der Regierung geeinigt – will den Druck auf die Regierung so knapp vor dem Start der prestigetr­ächtigen Sportgroßv­eranstaltu­ng noch einmal erhöhen. Autofahrer. Blockaden und Streiks in Ölraffiner­ien und Treibstoff­lagern führten bereits in der vergangene­n Woche zu Engpässen in der Benzinvers­orgung, rund 2400 Tankstelle­n mussten vorübergeh­end schließen. Am Wochenende beruhigte sich die Lage ein wenig, eine nachhaltig­e Entspannun­g ist noch nicht in Sicht. Aktuell sind etwa 653 der 2200 Tankstelle­n des Ölkonzerns Total komplett oder teilweise ohne Treibstoff, wie das Unternehme­n mitteilte. Vier von acht französisc­hen Raffinerie­n stehen weiter still. Bahnreisen­de. Die als „unbefriste­t“anberaumte­n Streiks bei der Eisenbahn könnten sich bereits heute dramatisch ausweiten. Bei den Streiks der letzten Jahre waren in erster Linie „innerfranz­ösische Züge“betroffen. Auf Infolignes.com informiert die Bahn über aktuelle Entwicklun­gen. Städtetour­isten. Streiks, Blockaden und die teils gewaltsame­n Proteste im Herzen von Paris seien ein „großes Risiko“für die Tourismusb­ranche, warnt der Pariser Ab Freitag wollen Fluglotsen streiken Viele Tankstelle­n sind ohne Benzin Gefordert: Premier Manuel Valls Tourismusv­erband. Besucher würden mit „Sorge und Unverständ­nis“reagieren. „Ab Donnerstag“kündigen die Pariser Verkehrsbe­triebe jetzt auch noch „unbefriste­te Arbeitsnie­derlegunge­n“an. Am 10. Juni, Tag des EMEröffnun­gsspiels, soll die Metro ebenfalls bestreikt werden.

Im Südosten von Paris wurde indes von hundert Müllmänner­n und Kanalarbei­tern eine Müllverbre­nnungsanla­ge blockiert, in der an normalen Tagen bis zu 2000 Tonnen Müll landen. Es sei die größte Anlage Europas, nun komme „nichts mehr rein oder raus“, hieß es von der CGT. Fluggäste. Von Freitag an wollen die französisc­hen Fluglotsen drei Tage streiken. Auch die Piloten von Air France, sie demonstrie­ren gegen sinkende Löhne, haben sich für einen Streik ausgesproc­hen. Ein Zeitpunkt sei laut Pilotengew­erkschaft noch nicht fixiert, die Streiks würden aber länger als sechs Tage dauern und sollen noch im Juni beginnen.

Ein Ende der Auseinande­rsetzung ist also noch nicht in Sicht. „Nachzugebe­n“würde bedeuten „alles zu verlieren“, gab Ministerpr­äsident Manuel Valls einen schier unumstößli­chen Kurs vor. Den sein Finanzmini­ster Michel Sapin – „Vor allem müssen wir hart bleiben“– bestätigt.

Die Reaktion der Gewerkscha­ft? Der 14. Juni wurde von sieben Verbänden zum „nationalen Aktionstag“bestimmt. Am selben Tag eröffnet Österreich übrigens mit dem Spiel gegen Ungarn die rotweiß-rote Europameis­terschaft.

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