Handschellen für Polizisten
Berlin ist arm, aber sexy. Und dafür, dass es so bleibt, sorgt sein Polizeipräsident.
Als Klaus Wowereit im Dezember 2014 nach 13 Jahren sein Amt als Regierender Bürgermeister von Berlin aufgab, hinterließ er dreierlei: Eine Baustelle namens Berliner Flughafen, einen Schuldenberg von fast 60 Milliarden Euro und den Satz: „Berlin ist arm, aber sexy.“Wowereits Nachfolger Michael Müller, ebenfalls SPD, scheint aus anderem Holz geschnitzt. In einem Interview mit dem Deutschland-
EEnde Mai verfügt hat, dass ein „Problembezirk“, in dem rund um die Uhr Prostituierte anschaffen und Drogenhändler ihre Geschäfte machen, nicht mehr als sogenannter „kriminalitätsbelasteter Ort“(KBO) geführt wird. Es ist die Gegend rund um die Kurfürstenstraße, ein weitgehend rechtsfreier Raum, in dem Zuhälter aus Bulgarien und Rumänien das Sagen haben.
Für die „dort eingesetzten Beamten“, schreibt „Die Welt“, bedeutet die Entscheidung des Polizeipräsidenten, „dass sie keine verdachtsunabhängigen Personen-, Fahrzeug- oder Taschenkontrollen mehr durchführen“und nur noch flanieren dürfen, bis jemand laut um Hilfe schreit. Ein Freier, der ausgeraubt oder eine Frau, die mit einer Prostituierten verwechselt wurde. „Eine harte Hand“sei „in Berlin dort nicht gewollt“, sagt ein Polizeibeamter, man wolle sich „ja als überaus liberal verkaufen“. Deswegen würden den Polizisten „quasi Handschellen angelegt“. infacher ausgedrückt: Da man die Zustände nicht ändern kann, will man wenigstens das Image verbessern. Weniger Polizeipräsenz statt weniger Kriminalität. Ebenso gut könnte man eine Mülldeponie zu einem Naherholungsgebiet erklären. Berlin, ick liebe Dir!