Ein erster Schritt
MGit Zuckerbrot und Peitsche will die EUKommission die irregulären Wanderungsbewegungen nach Europa drosseln. Ob milliardenschwere Hilfen für kooperationswillige Länder in Afrika und Nahost, die dafür sorgen, dass keine Flüchtlinge nach Europa kommen, und Strafen für Verweigerer der Weisheit letzter Schluss sind, wird sich noch zeigen,
Aber es ist der mehr als überfällige Versuch, das Übel an der Wurzel zu packen und die Fluchtursachen zu bekämpfen. Von der Vorstellung, die Migration ganz zu stoppen, hat man sich im Maschinenraum der Union längst verabschiedet. Wie aus der Euro-Krise gibt es in der Flüchtlingsfrage keine Abkürzung mit einfachen Lösungen. Sie ist eine Herausforderung für Jahrzehnte. Wollen die Europäer sie meistern, müssen sie als Erstes ihre Peripherie stabilisieren. Das wird sehr teuer werden. Aber was ist die Alternative dazu? elingt es der EU dazu auch noch, endlich ihre Außengrenzen zu sichern, wäre das ein erster Schritt dahin, die Menschenströme so zu dosieren, dass sie für Europa bewältigbar sind, und sich aus Erpressbarkeit durch Anrainer wie die Türkei zu lösen.
Viele dürften ihren Sommerurlaub längst gebucht haben, nicht wenige wünschen sich schon jetzt an den Strand ihrer Wahl. Wenn dann dort die Wellen sanft ans Ufer schlagen, klingt das in den Ohren gestresster Hochdruckarbeitnehmer nach Erholung und Loslassen – und nicht nach einem Hilferuf. Und doch: Eindringlicher schrien die Weltmeere wohl niemals zuvor.
Der Mensch gebart sich im Umgang mit „seinem“Meer wie in einem großen maritimen Selbstbedienungsladen, an dessen Ausgang er, mit zum Bersten gefüllten Taschen in Händen, auch noch einen verdreckten Abfallbehälter hinterlässt: Knapp 29 Prozent der Fischbestände gelten als überfischt, die Populationszahlen vieler Meeresbewohner halbierten sich.
Die Weltmeere spülen über Güter und Dienstleistungen jährlich 2,5 Billionen US-Dollar in die Kassen – doch statt Dankbarkeit für das zu zeigen, was einst noch im Überfluss da war, heißt es: Genug ist zu wenig, zu viel genügt gerade noch. Die in- ternationale Staatengemeinschaft scheint in ihrem territorial zersplitterten, monetär fixierten und (deshalb) halbherzig dahindriftenden Bemühen um Fischerei-Management und mehr Schutzzonen auf hoher See verloren gegangen zu sein. Und: Illegaler Raubbau an biologischer Artenvielfalt kostet Millionen Menschen direkt oder indirekt ihre Lebensbasis.
Plastikmüll garniert alle Regionen unserer Ozeane auf unheilvolle Weise, über Driftströme und Meereswirbel bilden sich dann Abfallinseln wie der „Große Pazifikmüllfleck“, der (vorsichtigsten) Schätzungen zufolge so groß wie Texas ist. „Jedes kleine Stück Kunststoff, das in den letzten 50 Jahren hergestellt wurde und ins Meer gelangte, ist dort immer noch ir-
Egendwo“, warnte ein Chemiker des Research Triangle Institute dazu einmal: Die See in Not.
Bloße Betroffenheit bewegt hier keine Welle. Was kann der Einzelne, auch als Binnenländler, tun? Es gibt Möglichkeiten, im Kleinen einzugreifen, um Großes zu retten: Wenn es Fisch sein muss, dann Appetit auf nachhaltige, regionale Ware statt ökologisch wahnwitzigem Importhunger auf Pangasius. Verzicht auf das 1000. Plastiksackerl, um das 1001. in Kunststoff verpackte Produkt nach Hause zu fahren. Ein paar Euro mehr hinlegen, um mit Angel und Gewissen, aber ohne Beifang und Jungtiere erbeuteten Thunfisch am Teller zu haben. in lauer Trost bleibt dem Meer: Es wird auch noch da sein, wenn es die menschliche Spezies längst nicht mehr gibt – so wie es die Ozeane Milliarden Jahre vor uns eigenmächtigen Pächtern gab. Fraglich ist nur, in welchem Zustand es sein wird. Sie erreichen den Autor unter