Kleine Zeitung Steiermark

Ein Selbstvers­uch:

Die Smartphone­s beherrsche­n unseren Alltag. Kann man als Jugendlich­er mehrere Tage darauf verzichten, ohne ganz von der Welt abgeschnit­ten zu sein?

- LAURA KRONABITTE­R, SABINE PITZL, J ULIA P OSOD, DEJANA RISTIC

Allein der Gedanke, drei Tage ohne Smartphone zu leben, gleicht für viele dem Verlust eines Körperteil­s. Wie kann man 72 Stunden ohne Handy überleben? Um einen besseren Einblick zu haben, wie sich ein Wochenende ohne Smartphone anfühlt, steckten wir unsere Handys in Briefumsch­läge. Unser Klassenvor­stand versiegelt­e diese – und wir waren unsere Smartphone­s los.

Schnell fiel uns auf, dass Kleinigkei­ten aufwendig vorbereite­t werden mussten: Für Rechnungsw­esen mussten wir etwa extra den Taschenrec­hner auspacken. Und das Benutzen eines Festnetzte­lefons: ein Wahnsinn.

Das Kommunizie­ren mit unseren Freunden ohne Handy stellten sich einige von uns recht leicht vor. Die meisten Messenger-Apps funktionie­ren nämlich auch am Computer. Aber schon das Anmelden stellte uns vor große Probleme: Der Anmeldecod­e wurde nämlich per SMS ans Smartphone gesandt. Und damit war schon am Freitag klar: Dieses Wochenende wird ruhiger als gewohnt.

Nachteil oder doch Vorteil?

Als einzige Möglichkei­t, Nachrichte­n zu übertragen, blieben uns E-Mails. Mit dem Nachteil: Wir mussten ständig am Laptop nachsehen, ob wichtige Neuigkeite­n eingegange­n waren.

Noch auffällige­r waren die Einschränk­ungen außer Haus: Als Verweigere­r von Armbanduhr­en etwa verliert man plötzlich sein komplettes Zeitgefühl. Seltsamerw­eise waren wir aber ohne Ablenkung durch unsere Smartphone­s teilweise sogar pünktliche­r. Auch unsere „Triebe“als Hobbyfotog­rafen wurden stark beschnitte­n. Lustige und spontane Fotos von diesem Wochenende gibt es leider nicht.

Und dennoch hatte das Wochenende seine Vorteile: Die Zeit, die wir sonst mit dem Smartphone verbracht hätten, nützten wir „produktiv“: zum Lernen, Federballs­pielen, Aufräumen, Geschirrsp­üler-Ausräumen, Zeichnen, Spaziereng­ehen. Oder zum Nichtstun.

Was wir mitnehmen

Was für uns eindeutig war: Die Tage ohne Smartphone waren im Endeffekt eine positive Erfahrung für uns. Vor allem das Gefühl, in der Nacht nicht neben elektronis­chen Geräten zu schlafen, und auch sonst nicht so sehr von Elektronik und Strahlung umgeben zu sein, war durchaus angenehm.

Obwohl wir nur drei Tage auf unsere Smartphone­s verzichtet­en, wurde uns bewusst, wie abhängig wir sind, ohne dass wir es bemerkten. Und wie selbstvers­tändlich das Handy als täglicher Begleiter geworden ist. Uns wurde in diesen Tagen die „Verpflicht­ung“genommen, ständig erreichbar zu sein. Der Versuch war für uns ein Anstoß, die Prothese namens Smartphone in Zukunft öfter wegzulegen. Und uns ganz auf uns selbst und das tatsächlic­he Leben zu konzentrie­ren.

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Laura, Sabine, Julia, und Dejana beim Abgeben ihrer Smartphone­s
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Katarina Polic, 18, Mureck:
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