Ein Selbstversuch:
Die Smartphones beherrschen unseren Alltag. Kann man als Jugendlicher mehrere Tage darauf verzichten, ohne ganz von der Welt abgeschnitten zu sein?
Allein der Gedanke, drei Tage ohne Smartphone zu leben, gleicht für viele dem Verlust eines Körperteils. Wie kann man 72 Stunden ohne Handy überleben? Um einen besseren Einblick zu haben, wie sich ein Wochenende ohne Smartphone anfühlt, steckten wir unsere Handys in Briefumschläge. Unser Klassenvorstand versiegelte diese – und wir waren unsere Smartphones los.
Schnell fiel uns auf, dass Kleinigkeiten aufwendig vorbereitet werden mussten: Für Rechnungswesen mussten wir etwa extra den Taschenrechner auspacken. Und das Benutzen eines Festnetztelefons: ein Wahnsinn.
Das Kommunizieren mit unseren Freunden ohne Handy stellten sich einige von uns recht leicht vor. Die meisten Messenger-Apps funktionieren nämlich auch am Computer. Aber schon das Anmelden stellte uns vor große Probleme: Der Anmeldecode wurde nämlich per SMS ans Smartphone gesandt. Und damit war schon am Freitag klar: Dieses Wochenende wird ruhiger als gewohnt.
Nachteil oder doch Vorteil?
Als einzige Möglichkeit, Nachrichten zu übertragen, blieben uns E-Mails. Mit dem Nachteil: Wir mussten ständig am Laptop nachsehen, ob wichtige Neuigkeiten eingegangen waren.
Noch auffälliger waren die Einschränkungen außer Haus: Als Verweigerer von Armbanduhren etwa verliert man plötzlich sein komplettes Zeitgefühl. Seltsamerweise waren wir aber ohne Ablenkung durch unsere Smartphones teilweise sogar pünktlicher. Auch unsere „Triebe“als Hobbyfotografen wurden stark beschnitten. Lustige und spontane Fotos von diesem Wochenende gibt es leider nicht.
Und dennoch hatte das Wochenende seine Vorteile: Die Zeit, die wir sonst mit dem Smartphone verbracht hätten, nützten wir „produktiv“: zum Lernen, Federballspielen, Aufräumen, Geschirrspüler-Ausräumen, Zeichnen, Spazierengehen. Oder zum Nichtstun.
Was wir mitnehmen
Was für uns eindeutig war: Die Tage ohne Smartphone waren im Endeffekt eine positive Erfahrung für uns. Vor allem das Gefühl, in der Nacht nicht neben elektronischen Geräten zu schlafen, und auch sonst nicht so sehr von Elektronik und Strahlung umgeben zu sein, war durchaus angenehm.
Obwohl wir nur drei Tage auf unsere Smartphones verzichteten, wurde uns bewusst, wie abhängig wir sind, ohne dass wir es bemerkten. Und wie selbstverständlich das Handy als täglicher Begleiter geworden ist. Uns wurde in diesen Tagen die „Verpflichtung“genommen, ständig erreichbar zu sein. Der Versuch war für uns ein Anstoß, die Prothese namens Smartphone in Zukunft öfter wegzulegen. Und uns ganz auf uns selbst und das tatsächliche Leben zu konzentrieren.