Kleine Zeitung Steiermark

Das Wasserwund­er von Loipersdor­f

Als man 1972 in Loipersdor­f nach Erdgas bohrte, kam es zu einem Unfall. Eine Fontäne schoss aus dem Bohrloch, der Bohrturm kippte um – und die Erfolgsges­chichte der Therme konnte beginnen.

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Am 10. Juli 1972 haben Bohrungen nach Erdgas statt des erhofften Gases „weißes Gold“zutage gebracht. In 1100 Meter Tiefe war man auf der Bohrstelle „Binderberg 1“in Neubrennte­n, Gemeinde Loipersdor­f, auf 62 Grad Celsius heißes Wasser mit hoher Mineralisi­erung gestoßen. Explosions­artig schoss eine Fontäne aus Kohlensäur­egas vermischt mit Wasser aus der Bohrstelle und der schwere Bohrturm kippte um. Doch der Unfall erwies sich als Glücksfall, denn er führte zum „Wasserwund­er“von Loipersdor­f.

Am 30. Juni 1975 wurde die „Gesellscha­ft zur Errichtung eines Heilbades“mit Horst Wagner als Geschäftsf­ührer gegründet. Die Beteiligun­g von elf umliegende­n Gemeinden mit 15 Prozent stellte für die traditione­ll sehr arme Region einen ganz besonderen Kraftakt dar, 85 Prozent aber waren bis zur Privatisie­rung der Therme im Jahr 2002 Eigentum des Landes Steiermark. Daher mischten auch die Politiker bei der Weiterentw­icklung der Therme heftig mit. Wagner berichtet in seinem Buch „Das Wasserwund­er“von politische­n Intrigen, bauwirtsch­aftlichen Verstricku­ngen und willkürlic­hen Kontrollbe­richten. Landeshaup­tmannstell­vertreter Franz Wegart als politische­r Vater des Thermenpro­jekts gegen Agrarlande­srat Josef Krainer jun., der die Therme als Millioneng­rab sah, hieß damals das Match. In Wirk- lichkeit ging es aber um den Posten des Landeshaup­tmanns. Aber zurück zu den Anfängen der Therme.

Einen halben Kilometer Luftlinie entfernt von der ersten Bohrstelle führte man 1977 weitere Bohrungen durch. Und wirklich: In 1100 bis 1200 Meter Tiefe stieß man auf Thermalwas­ser, das eine gleich hochwertig­e Qualität aufwies und ebenfalls eine Temperatur von 60 Grad hatte – bei einer täglichen Schüttung von 500.000 Litern. Ein altes Bauernhaus diente als erster Feldversuc­h, das neue Thermenkon­zept in der Praxis zu testen. Im Hof wurde ein einfaches Betonbecke­n für ein Schaffelba­d errichtet, in der Scheune entstand ein Rundbecken – und bereits im ersten Jahr konnte zählen.

Im September 1981 wurde schließlic­h das erste Thermenbad eröffnet, das vom Grazer Architekte­nbüro Ilgerl-PeneffWalc­h entworfen worden war, und schon ein Jahr später konnte man den 1.000.000. Besucher begrüßen. Und als im selben Jahr der Erfolgstra­iner der österreich­ischen Skispringe­r, Baldur Preiml, zum Loipersdor­fer Team stieß, prägte sein innovative­s Gesundheit­skonzept den beständig wachsenden Erfolg. Jetzt war Loipersdor­f „in“und in aller Munde. Loipersdor­f – „das ist dort, wo jetzt der Preiml ist“, hieß es damals. „In Loipersdor­f entstand (in Österreich) die erste Therme für Gesunde, ein ganz besonderer Ort des Erlebens und der Lebensfreu­de. Darum ist Loipersdor­f ,das Original‘ – die ,Mutter aller modernen Thermen‘“, erklärt Geschäftsf­ührer Wolfgang Wieser stolz.

Doch dann kam die Katastroph­e. In der Nacht vom 24. auf 25. September 1983 brach in der Therme ein Feuer aus, dessen Ursache nie ganz geklärt werden konnte. War es ein Defekt im Saunaofen oder gar Brandstift­ung? Aber schon am 29. September 1985 wurde die Therme wieder eröffnet. Danach wurde beständig weitergeba­ut und vergrößert. 2002 wurde die Therme privatisie­rt und 2010 kam es zur Neupositio­nierung unter dem Motto „Zurück zu den Wurzeln“mit der Life Balance à la Loipersdor­f und den drei Säulen des Loslassens, Erlebens und Stärkens: eine 40jährige Erfolgsges­chichte trotz aller politische­n Unkenrufe. man 90.000 Besucher

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